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04.04.2024 NEWS

Martini-Klinik: 20 Jahre roboterassistierte Prostatakrebsoperationen

Fragen an…Prof. Dr. Alexander Haese

Bei Männern ist Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung: Jährlich erkranken rund 66.000 Männer alleine in Deutschland. Die Martini-Klinik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ist spezialisiert auf die Behandlung von Prostatakrebs und führend in der operativen Entfernung der Tumore mit roboterassistierten Operationssystemen, die schon seit 20 Jahren zum Einsatz kommen. Welche Vorteile diese Methode für Patienten hat und wie das neue da Vinci Single-Port-Operationssystem funktioniert, erklärt Prof. Dr. Alexander Haese, Leitender Arzt in der Martini-Klinik.

Diagnose Prostatakrebs: Wann muss behandelt werden?
Prof. Dr. Alexander Haese: Prostatakrebs wird abhängig vom Stadium behandelt. Bei ganz früh erkannten Fälle reicht zunächst eine aktive Überwachung aus. Wir beobachten hierbei, wie rasch er sich entwickelt und leiten, je nach Entwicklung des Tumors über die Zeit, dann entsprechende Behandlungen ein. Behandlungsbedürftige, lokal begrenzte Tumore können durch eine Operation vollständig entfernt werden. Alternativ kann auch eine Strahlentherapie in verschiedenen Varianten ein möglicher Therapieweg sein. Bei einem fortgeschrittenen Tumor oder bei einem Tumor, der bereits metastasiert ist, wird mit einer Kombination aus medikamentöser und gegebenenfalls lokaler Therapie darauf abgezielt, den Tumor möglichst lange unter Kontrolle zu halten. Das gelingt oft über Jahre, manchmal über zehn Jahre und länger.

Welche Operationsmöglichen gibt es bei einem bösartigen Befund?
Bei der operativen Behandlung von Prostatakrebs gibt es zwei Wege: Der Tumor kann durch den klassischen Schnittzugang (radikale retropubische Prostatektomie) oder mit Hilfe der roboterassistierten Operationstechnik entfernt werden. Beide Verfahren zielen darauf ab, die gesamte Prostata mit den Samenblasen und gegebenenfalls Lymphknoten zu entfernen, um den Patienten von seinem Tumorleiden zu befreien.

Seit 20 Jahren kommen in der Martini-Klinik Operationsroboter zum Einsatz, warum?
Operationsroboter sind die Zukunft des Operierens für bestimmte Indikationen, insbesondere für die radikale Prostatektomie. Die Präzision und Genauigkeit der Operationen im engen Beckenraum des Mannes, kombiniert mit einer zehnfachen Vergrößerung und maximaler Gelenkigkeit auf kleinstem Raum, die selbst erfahrene Chirurg:innen im offenen Zugangsweg nicht erreichen können, machen die roboterassistierte Operationstechnik so erfolgreich. Dies führt zu deutlich schonenderen und weniger komplikationsreichen Operationen mit dem Ziel der langfristigen Tumorheilung.

Welche Vorteile hat das neue da Vinci Single-Port Operationssystem?
Das neue Single-Port-Operationssystem, das wir in der Martini-Klinik erstmalig in Europa angewandt haben, bie-tet neben den bekannten Vorteilen der Robotik, wie beispielsweise eine zehnfache Vergrößerung des OP-Feldes, eine Skalierbarkeit der Handbewegungen und zitterfreien Hände der Operateur:innen, weitere Vorzüge. Statt der üblichen sechs Zugänge, die wir halbkreisförmig um den Bauchnabel verteilen, um zur Prostata zu gelangen, wird die Operation nun über einen einzigen rund zweieinhalb Zentimeter langen Schnitt knapp unterhalb des Bauchnabels durchgeführt. Dies ermöglicht eine qualitativ hochwertige Operation mit einem geringeren Schmerzerleben und operativem Trauma, einer schnelleren Mobilisation und Rekonvaleszenz für den Patienten.

Welche Probleme können nach der Prostata-Operation auftreten?
Nach einer Prostataoperation können die üblichen Probleme auftreten, die bei jeder Operation möglich sind, wie zum Beispiel Blutungen, Schmerzen und Wundheilungsstörungen. Spezifisch für Prostataoperationen sind jedoch die möglichen Veränderungen der Kontinenz (Fähigkeit, den Urin zu halten) und der Erektionsfähigkeit. Daher ist es wichtig, dass solche Operationen von Expert:innen, die sich auf diese Operation spezialisiert haben, durchgeführt werden.

Wie geht es nach der Operation weiter?
Die Nachsorge nach der Prostataoperation erfolgt sowohl durch den überweisenden Urolog:in als auch durch die Martini-Klinik. Wir monitoren den Heilungsprozess und die Lebensqualität der Patienten, indem wir ihnen regelmäßig Fragebögen zu Themen wie Heilung, Kontinenz, Erektionsfähigkeit und eventuellen Komplikationen zusenden und auswerten. Basierend auf unseren Qualitätsmessungen und den Erfahrungen mit über 40.000 behandelten Patienten können wir individuell die am besten geeignetste Therapie anbieten.

Wie sind die Heilungschancen nach einer Entfernung des Tumors?
Die Wahrscheinlichkeit einer langfristigen Heilung hängt stark vom Stadium des Tumors ab. Unter idealen Bedin-gungen, wenn der Tumor frühzeitig erkannt und operiert wird und sich als lokal begrenzt herausstellt, kann der Patient mit einer 80 bis 90 -prozentigen langfristigen Heilungschance rechnen.


 

UKE/ Mediathek

Ausgefragt?!

Priv.-Doz. Dr. Pötter-Nerger zur chronischen Nervenerkrankung Parkinson

Die Klinik und Poliklinik für Neurologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) ist zerti-fizierte Fachklinik für die Behandlung einer der häufigsten chronischen Erkrankungen des Nervensys-tems: Parkinson. Eine neurodegenerative Erkrankung, die mit typischen Symptomen wie Bewe-gungsstörungen, steife Muskeln, eingeschränkte Mimik, Zittern sowie Gleichgewichtsproblemen und Schluckbeschwerden einhergeht. Allein in Deutschland leiden nach Schätzungen rund 400.000 Be-troffene daran. Priv.-Doz. Dr. Monika Pötter-Nerger, Leiterin der Arbeitsgruppe Bewegungsstörungen und Tiefe Hirnstimulation, Klinik und Poliklinik für Neurologie, erklärt wie die Parkinsonbehandlung aussieht, warum Tanzen ein fester Bestandteil der Therapie sein sollte und woran die Forschung in dem Bereich arbeitet.

Das Interview

Mein Name ist Monika Pötter-Nerger, ich bin Oberärztin an der Klinik für Neurologie am UKE und Leiterin der Arbeitsgruppe Bewegungsstörungen und tiefe Hirnstimulation und be-schäftige mich vor allem mit Morbus Parkinson.

Was ist Parkinson?
Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung; Das bedeutet, dass eine vorzeitige Zellalterung in bestimmten Arealen des Gehirns stattfindet. Parkinson ist ein Überbegriff für verschiedene Erkran-kungen, die bekannteste ist der Morbus Parkinson. All diesen Parkinsonsyndromen gemeinsam ist, dass eine Bewegungsarmut, eine Akinese vorliegt, die begleitet sein kann von Zittern, Muskelstei-figkeit oder Gleichgewichtsstörungen. Allen Parkinsonsyndromen ist darüber hinaus gemeinsam, dass im Vordergrund der Verlust eines Botenstoffes im Gehirn, dem Dopamin, liegt.

Wie äußert sich die Erkrankung?
Parkinsonsymptome können sich unterschiedlich manifestieren. Manche Patienten berichten, dass sie Rückenschmerzen entwickeln, die anders nicht erklärbar waren. Andere Patienten berichten von Zittern in einer Hand und wieder andere Patienten berichten von dieser Bewegungsarmut, von der Akinese, die sich in unterschiedlichen Körperteilen unterschiedlich zeigen kann. Die Akinese kann sich im Bereich der Beine als kleinschrittiges, langsames, schlurfendes Gangbild zeigen. Die Akine-se, die Bewegungsarmut, kann sich in den Händen zeigen, sodass bestimmte Tätigkeiten im Alltag, wie z.B. Knöpfe zuknöpfen, nicht mehr gut funktionieren. Oder aber auch im Bereich des Gesichtes, dass die Mimik abnimmt.

Wer hat ein erhöhtes Risiko, an Parkinson zu erkranken?
Der wichtigste Risikofaktor für die Parkinsonerkrankung ist das Lebensalter. Ältere Menschen er-kranken häufiger an Parkinson. Das übliche Erkrankungsalter liegt zwischen 60 bis 70 Jahren. Es gibt weniger Parkinsonpatienten, die früher an Parkinson erkranken. Bei solchen Patienten kann eine genetische Prädisposition vorhanden sein – insgesamt ist diese Gruppe aber kleiner, sie macht nur 10 bis 15% aller Fälle aus. Es gibt weitere Risikofaktoren, die derzeit diskutiert werden, z.B. die Ex-position zu Pestiziden; hier muss man aber Langzeitergebnisse abwarten.

Wie wird Parkinson diagnostiziert?
Die Diagnose erfolgt im ersten Schritt durch die klinischen Symptome, die Beschreibung und Er-fassung. Es gibt noch apparative Zusatzdiagnostik, die angewendet werden kann. Eine davon ist das sogenannte DaTSCAN, ein nuklearmedizinisches Verfahren, was den Dopamin-Stoffwechsel im Gehirn darstellt.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Die Therapie sollte an das Parkinsonstadium angepasst werden. Beim frühen Morbus Parkinson steht im Vordergrund das Ersetzen des Mangels von dem Botenstoff Dopamin. Da gibt es eine Vielzahl und Bandbreite an medikamentösen Optionen. Im fortgeschrittenen Stadium beschäftigt man sich vor allen Dingen mit Komplikationen, die auch durch die Therapie selber entstehen kön-nen. So gibt es sognannte Wirkfluktuationen, die im Verkauf auftreten können, wo der Patient zwi-schen guter und schlechter Beweglichkeit hin und her pendelt. Hier kommen Therapieverfahren wie z.B. die tiefe Hirnstimulation oder Pumpen zum Einsatz. Ein weites Feld bei der Therapie nehmen sogenannte nichtmotorische Symptome ein, denn man hat gelernt, dass der Parkinson nicht nur ei-ne Störung der Bewegung ist, sondern auch Symptome wie Gedächtnisstörungen, Schlafstörungen, Schmerz eine Rolle spielen können. Die können therapeutisch angegangen werden.

Was bewirkt die tiefe Hirnstimulation?
Die tiefe Hirnstimulation ist ein Verfahren, was sich innerhalb von 30 Jahren zu einem wichtigen Be-standteil in der Therapie entwickelt hat. Die tiefe Hirnstimulation erfolgt über zwei hauchdünne Elekt-roden, die in bestimmte tiefliegende Gehirnareale eingesetzt werden. Zu diesen tiefliegenden Kernen zählt z.B. der Nucleus subthalamicus. Hier weiß man, dass die tiefe Hirnstimulation sowohl die Be-weglichkeit verbessern kann, das Zittern, das Gangbild und dass die Medikamente von den Parkin-sonpatienten um etwa 50% reduziert werden kann.

Warum ist Bewegung ein wichtiger Bestandteil in der Therapie?
Die Wichtigkeit von der Bewegungstherapie wurde erst in den letzten Jahren deutlich. Er gibt derzeit verschiedene Studien, die untersuchen, ob eine Bewegungstherapie auch den Verlauf der Erkran-kung bremsen kann. Die Bewegungstherapie führt zur Verbesserung der allgemeinen Beweglichkeit, zur besseren Bewegungskoordination, zur besseren Balance.

Zu der Bewegungstherapie zählt die Tanztherapie. Was bewirkt sie?
Durch die Tanztherapie können verschiedene Aspekte der Parkinsonerkrankung verbessert werden. Zum einen hat sich gezeigt, dass Gleichgewicht und Balance durch die Tanztherapie verbessert wird. Auch Aufmerksamkeit kann verbessert werden durch die Tanztherapie. Darüber hinaus hat man beobachtet, dass die Stimmung sich hebt mit der Tanztherapie, dass depressive Episoden weniger werden. Insgesamt weiß man, dass die Tanztherapie die Lebensqualität der Parkinsonpatienten günstig beeinflussen kann.

Welche Fortschritte gab es in den letzten Jahren in der Parkinsonforschung?
Ein Großteil von Studien fokussiert sich auf das Bremsen der Erkrankung, auf eine sogenannte Ver-laufsmodifikation der Erkrankung. Hier gibt es sehr viele Studien, die allerdings noch nicht im klini-schen Bereich angekommen sind, z.B. das Impfen gegen Parkinson. Hier muss man abwarten, was die Zeit bringt. Was klinisch anwendbar sein wird, sind verschiedene Formen oder Applikationsfor-men von dem Medikament Levodopa, um diesen Dopaminmangel zu ersetzen. Hier gibt es Injektio-nen in die Haut oder eine Zahnspange, die Levodopa abgeben kann oder speziell gefaltete Pillen, die sehr, sehr langsam den Wirkstoff abgeben können. Hier ist Vieles zu erwarten. Von besonderem Interesse sind die Forschungstätigkeiten im Bereich der tiefen Hirnstimulation, denn hier gibt es eine Vielzahl von technischen Neuerungen. Man kann durch bestimmte Elektrodenkonfigurationen Stromfelder besser anpassen, um weniger Nebenwirkungen hervorzurufen. Es gibt die Möglichkeit, gleichzeitig dem Nervengeräusch zuzuhören und nur bedarfsweise die Stimulation anzuschalten, sogenannte Closed-Loop-Stimulation. Hier bleibt abzuwarten, was den Weg in die klinische Routine finden wird.

Haben Sie noch eine Botschaft für uns?
Wir freuen uns, als erste Universität als Parkinson-Fachklinik zertifiziert worden zu sein. Wir wollen damit zeigen, dass Parkinson für uns eine wichtige Erkrankung ist, um die wir uns kümmern wollen - und zwar nicht nur um die akute Diagnostik, sondern auch um die chronische Therapie!


 

UKE News Magazine Herbst 2023

FORSCHUNG

Beeinflussbare Risikofaktoren verantwortlich für die Hälfte der kardiovaskulären Erkrankungen

Wissenschaftler:innen des Global Cardiovascular Risk Consortium unter Federführung der Klinik für Kardiologie im Universitären Herz- und Gefäßzentrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) konnten nachweisen, dass die fünf klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Rauchen und Diabetes mellitus weltweit im direkten Zusammenhang mit mehr als der Hälfte aller kardiovaskulären Erkrankungen stehen. Ein erhöhter Blutdruck hat dabei die größte Bedeutung für das Auftreten von Herzinfarkten und Schlaganfällen. Die Studienergebnisse, basierend auf Daten von 1,5 Millionen Menschen aus 34 Ländern, wurden heute im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Gut ein Drittel aller weltweiten Todesfälle gehen auf kardiovaskuläre Erkrankungen zurück. Diese entwickeln sich oft schleichend über Jahrzehnte: Häufig unbemerkt, verändern sich die Gefäßwände und es entsteht eine Arteriosklerose, in deren Folge es zur koronaren Herzkrankheit und deren Komplikationen wie dem Herzinfarkt, akutem Herztod oder einem Schlaganfall kommen kann. „Unsere Studie zeigt deutlich, dass über die Hälfte aller Herzinfarkte und Schlaganfälle durch die Kontrolle und Behandlung der klassischen Risikofaktoren vermeidbar sind. Diese Ergebnisse haben höchste Bedeutung, wenn wir die Prävention in diesem Bereich stärken wollen. Gleichzeitig sind rund 45 Prozent der weltweiten kardiovaskulären Erkrankungen nicht durch diese Risikofaktoren erklärt und sollten uns und die akademischen Fördermittelgeber zu weiteren Forschungsanstrengungen motivieren“, sagt Prof. Dr. Stefan Blankenberg, Ärztlicher Leiter des Universitären Herz- und Gefäßzentrums des UKE.

Das Global Cardiovascular Risk Consortium wertete die individuellen Daten von 1,5 Millionen Menschen aus 112 Kohortenstudien aus, die aus 34 Ländern der acht geographischen Regionen Nordamerika, Lateinamerika, Westeuropa, Osteuropa und Russland, Nordafrika und Mittlerer Osten, Subsahara-Afrika, Asien und Australien stammen. Ziel der Studie war es, ein besseres Verständnis für die weltweite Verteilung, die Bedeutsamkeit der einzelnen Risikofaktoren und deren Auswirkungen auf kardiovaskuläre Erkrankungen und die Gesamtsterblichkeit zu erhalten, um daraus gezielte präventive Maßnahmen abzuleiten.

„Die untersuchten fünf klassischen Risikofaktoren sind prinzipiell modifizierbar und damit zugänglich für präventive Maßnahmen. Bisher gab es widersprüchliche Studienergebnisse, welcher Anteil der kardiovaskulären Erkrankungen durch diese Risikofaktoren tatsächlich erklärt ist“, so die Erstautorin Priv.-Doz. Dr. Christina Magnussen, Klinik für Kardiologie im Universitären Herz- und Gefäßzentrum des UKE.

Regionale Unterschiede bei den Risikofaktoren

Die Studie zeigte Unterschiede in den acht globalen Regionen hinsichtlich der Häufigkeit der Risikofaktoren. Höchste Werte für Übergewicht sahen die Wissenschaftler:innen in Lateinamerika, für Bluthochdruck und erhöhte Cholesterinwerte in Europa. Der Risikofaktor Rauchen ist besonders in Lateinamerika und Osteuropa ausschlaggebend, Diabetes mellitus in Nordafrika und im Mittleren Osten. Alle fünf Risikofaktoren (Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Rauchen und Diabetes mellitus) zusammen erklären 57,2 Prozent des kardiovaskulären Risikos bei Frauen und 52,6 Prozent des kardiovaskulären Risikos bei Männern. Damit ist ein erheblicher Anteil des kardiovaskulären Risikos weiterhin nicht geklärt. Im Vergleich dazu erklären die fünf Risikofaktoren lediglich rund 20 Prozent des Risikos zu versterben (Gesamtsterblichkeit).

Die Studie macht außerdem deutlich, dass erhöhter Blutdruck oder erhöhte Cholesterinwerte linear mit dem Auftreten von kardiovaskulären Erkrankungen zusammenhängen: Je höher die Werte sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von kardiovaskulären Erkrankungen. Dieses Ergebnis gilt für alle untersuchten weltweiten Regionen. Einen bemerkenswerten Zusammenhang stellten die Wissenschaftler:innen zudem zwischen dem Cholesterinspiegel und der Gesamtsterblichkeit fest: Sowohl sehr niedrige wie auch hohe Cholesterinwerte bedingen eine erhöhte Gesamtsterblichkeit.

Die Bedeutung aller Risikofaktoren nimmt über das Alter ab, beispielsweise ist ein erhöhter Blutdruck für 40-Jährige schädlicher als für 80-Jährige. Einzige Ausnahme bildet dabei der Body-Mass-Index (BMI), der in jedem Alter gleichermaßen bedeutsam ist. „Dies wirft die Frage auf, inwieweit die Zielwerte zur Behandlung der kardiovaskulären Risikofaktoren im höchsten Lebensalter identisch mit denjenigen im mittleren bis höheren Lebensalter sein sollten“, sagt Prof. Blankenberg.

Studie liefert umfangreiche Ansatzpunkte für präventive Maßnahmen

Die Studie liefert einen umfangreichen Datensatz, um bei Menschen mit kardiovaskulärem Risiko oder Patient:innen mit kardiovaskulären Erkrankungen durch Verbesserung des Lebensstils und durch Senkung erhöhter Blutdruck- oder Cholesterinwerte die kardiovaskulären Erkrankungen zu vermeiden oder ihre Folgen zu verringern. „Ein erhöhter systolischer Blutdruck erklärte den größten Teil des kardiovaskulären Risikos. Wir sollten besonderes Augenmerk auf die Therapie von Patient:innen mit erhöhtem Blutdruck legen, um kardiovaskuläre Erkrankungen soweit wie möglich zu vermeiden“, sagt Priv.-Doz. Dr. Magnussen."


 

UKE News Magazine Herbst 2023

FORSCHUNG

UKE-Studie erreicht bessere Prognose für Patient:innen mit Hochrisiko-Myelom

Eine neuartige Kombination von vier Medikamenten hat die Prognose von Patient:innen mit einem Hochrisiko-Myelom, einer bösartigen Erkrankung des Knochenmarks, deutlich verbessert. Eine im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) initiierte klinische Studie, an der 20 deutsche Behandlungszentren teilgenommen haben, zeigt, dass knapp 80 Prozent der Patient:innen bis 70 Jahre sowie mehr als 60 Prozent der Patient:innen über 70 Jahre zwei Jahre nach Abschluss der Therapie noch rückfallfrei waren. Lange betrug die mittlere Überlebenszeit der Hochrisiko-Myelompatient:innen nur etwa zwei Jahre. Die UKE-Wissenschaftler:innen haben die Studienergebnisse jetzt im Journal of Clinical Oncology veröffentlicht.

Das Multiple Myelom ist die zweithäufigste hämatologische Systemerkrankung mit etwa 6700 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland. Bei einem Viertel der Patient:innen wird ein Hochrisiko-Myelom diagnostiziert, das durch genetische Veränderungen charakterisiert ist, die zu einer aggressiveren Verlaufsform führen. „Die Therapie des Multiplen Myeloms hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten nachhaltig verändert, einhergehend mit einer stetigen Prognoseverbesserung. Bei Standardrisikopatient:innen hat sich das mittlere Überleben von drei auf über zehn Jahre verbessert, doch bei den Hochrisikopatient:innen betrug die mittlere Überlebenszeit bis zuletzt nur etwa zwei Jahre“, erläutert Studienleiterin Prof. Dr. Katja Weisel, Stellvertretende Direktorin der II. Medizinischen Klinik und des Universitären Cancer Center Hamburg (UCCH) des UKE. „Die vom UKE initiierte Studie ist eine der ersten klinischen Studien überhaupt, die sich spezialisiert mit der Behandlung von Hochrisikopatient:innen beschäftigt hat.“

Behandlungsziel: Keine Krankheitsaktivität mehr nachweisbar

Standardtherapie des Multiplen Myeloms ist eine Hochdosis-Chemotherapie mit anschließender autologer Blutstammzelltransplantation. Ziel der UKE-Studie ist es, durch eine Kombination der wirksamsten und innovativsten Medikamente in einem intensivierten Therapieschema das Maximum der Krankheitsrückbildung so weit zu verbessern, dass bei möglichst vielen Patient:innen gar keine Erkrankungsaktivität mehr nachgewiesen werden kann. Dadurch sollen die meist nur schwer zu behandelnden Frührückfälle bei Hochrisikopatient:innen vermieden und deren Lebenszeitprognose verbessert werden. „Zur Behandlung wird eine Kombination aus vier Medikamentenklassen eingesetzt, bestehend aus dem monoklonalen Antikörper Isatuximab, dem Proteasomeninhibitor Carfilzomib, dem Immunmodulator Lenalidomid sowie dem Glucocorticoid Dexamethason. Diese Vierfachkombination kam zum Zeitpunkt des Studienstartes 2017 weltweit erstmalig zur Anwendung“, erläutert die Erstautorin der wissenschaftlichen Publikation, Dr. Lisa Leypoldt, ebenfalls aus der II. Medizinischen Klinik des UKE. Erste vielversprechende Ergebnisse der Studie mit 153 behandelten Patient:innen wurden bereits im Dezember 2022 bei einem Kongress in New Orleans vorgestellt. Die jetzt veröffentlichte aktuelle Auswertung der Studie stellt nun das rückfallfreie Überleben sowie das Gesamtüberleben vor. „Die hohe Effektivität der Therapie zeigt sich darin, dass 78,3 Prozent der jüngeren Patient:innen bis 70 Jahre und 62,6 Prozent der älteren Patient:innen nach zwei Jahren noch rückfallfrei waren. Auch das Gesamtüberleben – 83,9 Prozent der jüngeren und 71 Prozent der älteren Patient:innen lebte nach zwei Jahren – entwickelt sich weiter positiv“, so Dr. Leypoldt.
Bei der Studie handelt es sich um eine multizentrische Phase II-Studie zur Erstbehandlung von Hochrisikopatient:innen, die vom UKE initiiert wurde und an der 20 Kliniken in Deutschland, darunter die Berliner Charité sowie Unikliniken und Krankenhäuser unter anderem in Tübingen, Heidelberg, Köln, Essen und Chemnitz, teilgenommen haben. Die biometrische Auswertung der Studie erfolgte im Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Die Studienergebnisse wurden von Dr. Leypoldt am 27. September bei der Jahrestagung der Internationalen Myelom Gesellschaft vorgestellt und zeitgleich in der digitalen Ausgabe des Fachmagazins Journal of Clinical Oncology veröffentlicht. Prof. Weisel: „Wir wissen jetzt, wie wichtig die optimierte Kombinationstherapie für die Behandlung des Multiplem Myeloms ist und konnten mit unseren Ergebnissen zeigen, dass sich unter dieser Therapie die Prognose von Hochrisikopatient:innen der von Standardrisikopatient:innen annähert. Das ist sehr erfreulich. Gleichwohl gibt es Raum für eine weitere Optimierung. Mit der am UKE geplanten Folgestudie wollen wir die Behandlungsergebnisse nochmals weiter verbessern.“


 

UKE News Magazine Spring 2023

Prof. Dr. Thilo Hackert

Bauchspeicheldrüsenkrebs früher erkennen und besser behandeln: Das ist ein Schwerpunktthema von Prof. Dr. Thilo Hackert, neuer Leiter der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie.

Der 51-jährige folgt auf Prof. Dr. Jakob Izbicki, der im Februar in den Ruhestand gegangen ist. Zuvor war Prof. Hackert am Universitätsklinikum Heidelberg tätig. Er hat dort studiert, promoviert, habilitiert und sich auf schwere Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse spezialisiert. „Bei vielen anderen Krebsarten kennen wir inzwischen die Risikofaktoren recht genau und konnten die Behandlungs- und Heilerfolge durch immer bessere Therapien maßgeblich steigern.“ Beides treffe auf die Bauchspeicheldrüse jedoch nicht zu – mit der Folge, dass das Pankreaskarzinom laut Schätzungen im Jahr 2030 die zweithäufigste Krebstodesursache bei Frauen (nach Brustkrebs) und Männern (nach Lungenkrebs) sein werde. „Die Prognose bei Pankreaskrebs ist leider nach wie vor schlecht; ohne Operation ist die Überlebensrate gleich Null.“

Eine verbesserte Früherkennung ist daher ein zentrales Anliegen des Experten: „Es geht darum, Vorstufen rechtzeitig zu erkennen und sie zu entfernen, bevor sie überhaupt bösartig werden.“ Künstliche Intelligenz solle zudem zu präziserer Diagnostik beitragen, Robotik die OP-Techniken weiter verbessern. „Im UKE sind wir in diesem Punkt insgesamt schon sehr weit“, betont Prof. Hackert. Bereits vor seinem Start stand der Experte im Rahmen von Kooperationsstudien in enger Verbindung mit den neuen Kolleg:innen. Die Entscheidung zum Wechsel ins UKE und nach Hamburg fiel ihm nicht schwer, der Empfang sei herzlich und offen gewesen. „Das Team ist überaus motiviert, und ich habe das schöne Gefühl, dass ich hier sehr willkommen bin.“


 

UKE Life - Herbst 2022

Verdeckten Krebszellen auf der Spur

Prostatakrebsmetastasen sicher aufspüren und punktgenau entfernen – das ermöglicht die PSMA-radioguided surgery. 2018 wurde das von Prof. Dr. Tobias Maurer mitentwickelte Verfahren zum ersten Mal weltweit robotisch an der Martini-Klinik durchgeführt. Mittlerweile gehört es hier zur klinischen Routine und kam bereits bei rund 40 Patienten zum Einsatz.

Prostatakrebszellen können sich gut verbergen. Zum Beispiel, wenn sie ins Lymphgewebe wandern und sich dort vermehren. Doch ganz unsichtbar sind sie nicht. Denn auf der Oberfläche der Krebszellen befindet sich eine besondere Eiweißstruktur – das sogenannte Prostataspezifische Membranantigen PSMA. Kleinen Molekülen gelingt es, das PSMA zu erkennen. „Zuvor versehen die Kolleg:innen aus der Nuklearmedizin die Moleküle mit einem Kontrastmittel, das sich an das PSMA anheftet und damit die Prostatakrebszellen radioaktiv markiert. In der bildgebenden Untersuchung lässt die Strahlung die befallenen Zellen dann aufleuchten, sodass wir sie genau lokalisieren können“, erklärt Prof. Maurer.

Auch während der Operation leitet das markierte PSMA die Mediziner:innen sicher zu den tumorbefallenen Lymphknoten. Hierfür erhält der Patient minimal radioaktiv geladene Moleküle als Injektion, um die Krebszellen zu enttarnen.Während der OP kann die Strahlung im Gewebe mittels einer Gammasonde – ähnlich wie ein Geigerzähler – gemessen und gezielt entfernt werden. In der Martini-Klinik wird die PSMA-radioguided surgery mittlerweile auch minimalinvasiv mit dem OP-Roboter da Vinci durchgeführt.

Und wie erfolgreich ist die junge Methode? Erste Untersuchungen zeigen, dass der PSA-Wert von Patienten dauerhaft reduziert werden konnte und im Folgejahr keine weiteren therapeutischen Maßnahmen notwendig waren. Prof. Maurer: „Wir hoffen, dass wir mit dieser neuartigen Methode auch bei wiederholtem Krebsbefall belastende Hormon- oder Strahlentherapien verzögern können.“


 

UKE Life - Sommer 2021

Diagnose als Herausforderung

Starkes Unwohlsein, hohes Fieber und diffuse Schmerzen deuten auf viele Erkrankungen hin. Selten ist ein Lymphom, ein bösartiger Blutkrebs, Ursache dafür. Bei der Diagnostizierung im Universitären Cancer Center Hamburg (UCCH) im UKE kommt den Patient:innen die interdisziplinäre Zusammenarbeit zugute.

„Nicht alle Lymphome äußern sich durch direkte Krankheitszeichen wie extreme Schwellungen der Lymphknoten“, sagt Prof. Dr. Katja Weisel, stellvertretende Direktorin des UCCH und stellvertretende Direktorin der II. Medizinischen Klinik für Onkologie und Hämatologie, „mitunter lassen sich bösartige Bluterkrankungen erst durch Auswertung verschiedener Gewebeproben eindeutig identifizieren.“ Im Zentrum für Onkologie arbeiten die Krebsspezialist:innen eng mit Fachärzt:innen der Radiologie, Pathologie und Intensivmedizin sowie Expert:innen der Krankenhausapotheke zusammen.

Nach der genauen Diagnose ist meist eine Chemotherapie die Behandlung der Wahl. „Vor oder nach den Chemotherapieblöcken, die im Abstand einiger Wochen erfolgen, kann etwa eine Bestrahlung der Lymphknoten folgen“, erläutert Prof. Dr. Carsten Bokemeyer, Direktor des UCCH und Ärztlicher Direktor der II. Medizinischen Klinik für Onkologie und Hämatologie. „In bestimmten Fällen kommt auch eine autologe Stammzelltransplantation in Betracht.“ Dabei werden den Patient:innen eigene Stammzellen aus dem Knochenmark entnommen und später wieder zugeführt, nachdem die Chemotherapie nicht nur das Wachstum der Krebszellen, sondern auch das Immunsystem des Körpers geschwächt hat.

Im frühen Stadium kann die Krankheit durch die Chemo- und gegebenenfalls aufbauende Therapien bei der stark überwiegenden Anzahl der Patient:innen überwunden werden, bei weiter fortgeschrittenen Erkrankungsstadien gelingt dies bei 50 bis 60 Prozent der Betroffenen.


 

Pressemitteilung vom 10. September 2020

Feierliche Grundsteinlegung für den Neubau des Universitären Herz- und Gefäßzentrums

Zukunftsplan 2050 des UKE | Spitzenmedizin für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Auf dem Gelände des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) entsteht ein moderner Neubau für universitäre Herz- und Gefäßmedizin mit 388 Betten. 2023 soll der 6-stöckige Neubau für das Universitäre Herz- und Gefäßzentrum bezugsfertig sein. Heute haben der Vorstand des UKE und die Leitung des Herz- und Gefäßzentrums des UKE den Grundstein im Beisein von Katharina Fegebank, Senatorin für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke der Freien und Hansestadt Hamburg, unter dem Motto „Hier schlägt das Herz der Zukunft“ gelegt.


Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank: „Für Hamburg bedeutet der heutige Tag einen großen Schritt nach vorne. Mit dem Neubau und der Erweiterung der Kapazitäten wird die weltweite Spitzenposition des Universitären Herz- und Gefäßzentrums weiter gestärkt. Größere Zimmer, mehr Operationssäle und Labore sowie neueste Technik bieten exzellente Rahmenbedingungen für universitäre Spitzenmedizin. Unser Ziel ist es, die Entwicklung innovativer Diagnostikmöglichkeiten und moderner Therapiekonzepte auch in Zukunft weiter voranzubringen. Hiervon profitieren Patientinnen und Patienten und die Mitarbeitenden des UKE gleichermaßen.“


„Wir bauen für unsere Zukunft: für die Zukunft der Herz- und Gefäßmedizin, für die Zukunft des Campus und damit auch für die Zukunft der Stadt Hamburg. Vor allem aber bauen wir für die bestmögliche Versorgung unserer Patientinnen und Patienten. Mit dem Neubau schaffen wir optimale Voraussetzungen, um unsere Patientinnen und Patienten mit den Möglichkeiten modernster Herz- und Gefäßmedizin und Pflege zu versorgen und geben ihnen den Raum, den sie zur Genesung benötigen“, sagt Prof. Dr. Burkhard Göke, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKE.


„Die Herzmedizin entwickelt sich in allen Bereichen mit großer Dynamik, was in den letzten Jahren zu einer bemerkenswerten Ausweitung von minimalinvasiven Behandlungsmöglichkeiten geführt hat. Viele Behandlungen führen wir bereits in interdisziplinären Teams gemeinsam durch. Hinzu kommen die Fortschritte in der personalisierten Herzmedizin – schon jetzt werden umfassende Datenmengen aus molekularen Analysen verarbeitet. Diesen Fortschritt der kontinuierlich wachsenden und individualisierten Behandlungsmöglichkeiten wollen wir in dieser Klinik der nächsten Generation weiterentwickeln und mit Herz und Präzision vorantreiben“, so Prof. Dr. Stefan Blankenberg, Ärztlicher Leiter des Universitären Herz- und Gefäßzentrums.


Der Neubau unterstützt neue Behandlungsmöglichkeiten in der Herzmedizin


Mit bis zu 388 Betten, neun Operationssälen und neun Herzkatheterlaboren entsteht ein zukunftsweisender Klinikneubau, in dem Patienten und ihre Angehörigen ein angenehmes und unterstützendes Umfeld vorfinden und das Mitarbeitenden des Herz- und Gefäßzentrums attraktive Arbeitsbedingungen ermöglicht. Statt bisher zwei wird es künftig vier Säle als sogenannte Hybrid-OPs geben, in denen Kardiologen, Herzchirurgen, Kinderherzmediziner und Gefäßspezialisten Patientinnen und Patienten mit einer Kombination aus Kathetereingriff und Operation behandeln. Gefäßspezialisten werden diese Säle nutzen, um beispielsweise komplexe Eingriffe an der Hauptschlagader vorzunehmen. Auch für die Versorgung von Kindern und Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern und für die Herzklappeneingriffe sind hybride OP-Säle von großer Bedeutung.


Gerade im Bereich der minimalinvasiven, schonenden Behandlung von Herz-und Gefäßerkrankungen wenden die Medizinerinnen und Mediziner schon jetzt gemeinsam innovative Therapiestrategien an, die im Rahmen von klinischen Forschungsprojekten kontinuierlich weiterentwickelt werden. Die Bildgebung von Herzen und Gefäßen ist hierfür von hoher Bedeutung. Daher wird im Neubau gemeinsam mit den Radiologen auch ein „Kardiovaskuläres Imaging Center“ für eine hochspezialisierte Bildgebung entstehen.
Hier schlägt das Herz der Zukunft


Der Neubau unterliegt einem ehrgeizigen Zeitplan: Er soll bereits 2023 bezugsfertig sein. Der Entwurf stammt von Nickl&Partner Architekten (München). Die Kosten belaufen sich auf rund 200 Millionen Euro. Die Finanzierung soll, wie die meisten Projekte des UKE Zukunftsplans 2050, über das in der Stadt praktizierte Mieter-Vermieter-Modell realisiert werden. Es sieht vor, dass die Klinik Facility-Management Eppendorf (KFE), ein hundertprozentiges Tochterunternehmen des UKE, als so genannte Realisierungsträgerin die Gebäude im Auftrag einer Objektgesellschaft erstellt. Die Objektgesellschaft vermietet an den Nutzer, also das UKE, der wiederum für die Miete einen Zuschuss von der Stadt erhält.


Das Gebäude bietet auf sechs Obergeschossen und drei Tiefgeschossen mit Tiefgarage und Zentralsterilisation mehr als 72.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Der Baukörper gliedert sich in einen großzügigen zweigeschossigen Eingangsbereich mit Bistro sowie Bereichen für die Ambulanzen, die Funktionsdiagnostik, die bildgebende Diagnostik und Intervention. Ebenso befinden sich im Erdgeschoss die Herzkatheterlabore und zahlreiche Untersuchungsräume. Darüber sind im 1. Obergeschoss die Operationssäle und ein Teil der Intensivstationen (zwei Intensivstationen für Erwachsene und eine Intensivstation für Kinder) zu finden. Im 2. OG folgen zwei Intensivstationen für Erwachsene und eine Kinderherzstation sowie eine Überwaschungsstation für Transplantations- und Kunstherzpatienten. Es folgen zwei weitere Geschosse mit sechs Normalstationen und zwei Wahlleistungsstationen (3. und 4. OG) und ein weiteres für den administrativen Bereich mit Studienzentrale und Lehr-und Seminarräumen und einer Dialyseeinheit (5. 0G).


Universitäres Herz- und Gefäßzentrum


Als Maximalversorger verfügt das Herz- und Gefäßzentrum aktuell über 270 Planbetten, dazu gehören die Kliniken für Kardiologie, Herz- und Gefäßchirurgie, Gefäßmedizin und Kinderherzmedizin inklusive Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern.


Zum Leistungsspektrum des Herz- und Gefäßzentrums gehören sämtliche nichtinvasive und invasive diagnostische und therapeutische Verfahren der Herzchirurgie und Kardiologie, beispielsweise die Behandlung von Patienten mit koronarer Herzerkrankung, Herzrhythmuserkrankungen, Herzklappenfehlern und Herzmuskelerkrankungen. Alleinstellungsmerkmale des Herz- und Gefäßzentrums innerhalb der Metropolregion Hamburg sind Herz-, Lungen- und kombinierte Herz-Lungen-Transplantationen sowie die Herzchirurgie für angeborene Herzfehler inklusive der Kinder- und Frühgeborenenherzchirurgie. Das Zentrum behandelt zurzeit über 10.000 stationäre und 18.000 ambulante Patienten pro Jahr.


 

Press release of 21 September 2020

Grundsteinlegung für die neue Martini-Klinik

Wichtiger Bauabschnitt für die künftige medizinische Versorgung für Patienten mit Prostatakrebs: Die Martini-Klinik feierte heute die Grundsteinlegung des Neubaus. Auf dem Gelände des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) entsteht bis 2023 ein siebengeschossiger Neubau mit 100 Betten und 8 Operationssälen. Die Fachklinik ist mit rund 2.500 Prostatakrebsoperationen pro Jahr weltweit führend bei operativen Behandlungen von Prostatatumoren.


Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank, der Ärztliche Direktor des UKE Prof. Dr. Burkhard Göke, die Kaufmännische Direktorin des UKE Marya Verdel sowie die Ärztlichen Leiter der Martini-Klinik Prof. Dr. Hartwig Huland und Prof. Dr. Markus Graefen legten Baupläne, Tageszeitung, OP-Besteck, das Buch „Das Martini-Prinzip“ sowie Gästebucheinträge und Mitarbeiterfotos in die Zeitkapsel.


Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank: „Die Martini-Klinik ist eine der weltweit führenden Einrichtungen bei der Behandlung und Erforschung von Prostatakrebs. Gleichzeitig bildet sie eine tragende Säule der Gesundheitsversorgung am UKE. Modernste Diagnostik- und Behandlungsmethoden sowie mehr Betten und erweiterte Räumlichkeiten sorgen künftig für eine noch bessere medizinische Betreuung, die gleichzeitig mehr Patienten zugutekommt. Dass die Patienten sich in der Martini-Klinik sehr gut versorgt fühlen, zeigen nicht nur die seit Jahren sehr hohen Weiterempfehlungsraten, sondern auch die zahlreichen dankenden Kommentare im Gästebuch, die wir der Zeitkapsel des Grundsteins mitgegeben haben. Herzlichen Dank an alle Beteiligten und weiterhin gutes Gelingen!“


„Ein wichtiges Merkmal der Martini-Klinik ist, dass unsere Medizinerinnen und Mediziner in großem Umfang mit roboterassistierten Operationssystemen Prostatatumore besonders schonend entfernen können. Diese Systeme brauchen Platz und eine spezielle IT-Ausstattung. Mit dem neuen hochtechnisierten Bau können wir in unserem Prostatakrebszentrum schon bald noch mehr Patienten auf besonders hohem Niveau mit größtmöglicher Ergebnisqualität versorgen“, sagt Prof. Dr. Burkhard Göke, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKE.


„Unser Martini-Klinik-Prinzip, das heißt die Spezialisierung auf eine Erkrankung, das förderliche Team gleichrangiger Chefärzte und die systematische Erfassung der Behandlungsergebnisse, auch nach Entlassung der Patienten, trägt zu unserem Erfolg bei. Wir haben echte Pionierarbeit auf dem Gebiet des Prostatakarzinoms geleistet – unsere OP-Techniken sind weltweit etabliert, um möglichst vielen Patienten Kontinenz und Potenz erhalten zu können. Wir sind zu einer Anlaufstelle für Patienten aus Deutschland und dem Ausland geworden und können dieser Nachfrage nur mit einer deutlichen Erhöhung der Betten- und OP-Kapazitäten gerecht werden“, sagt Prof. Dr. Hartwig Huland, Gründer und Leitender Arzt der Martini-Klinik.


„Der Neubau bildet den Rahmen für unser tägliches Streben, das danach ausgerichtet ist, den Patienten so zu behandeln, wie man selbst gern behandelt werden möchte: Keine Reduktion auf Laborwerte oder Ergebnisse von bildgebenden Verfahren, sondern ganzheitlich – als Mann und Mensch. Dazu gehört neben einer hervorragenden ärztlichen und pflegerischen Versorgung ein hohes Maß an Empathie, um dem Patienten auf Augenhöhe zu begegnen und ihn mit all seinen Belangen ernst zu nehmen. Das besondere Ambiente des Neubaus wird dazu beitragen, eine offene Atmosphäre zu schaffen, in der sich Mitarbeitende und Patienten gleichermaßen wohl fühlen werden“, sagt Prof. Dr. Markus Graefen, Ärztlicher Leiter der Martini-Klinik.


Zukunftsorientierte Konzeption


Die Martini-Klinik bietet alle Möglichkeiten zur Diagnostik und Therapie von Prostatakrebs. Mit rund 2.500 Prostatakrebsoperationen pro Jahr führen die Medizinerinnen und Mediziner der Martini-Klinik weltweit die meisten vollständigen (radikalen) operativen Entfernungen der Prostata durch. Ein großer Teil der Eingriffe wird mithilfe des Da-Vinci-Operationssystems durchgeführt. Wichtigstes Ziel: jedem Patienten individuell die bestmögliche Therapie und einen maximalen Erhalt der Lebensqualität zu bieten. 2005 startete die Fachklinik mit nur acht Betten, wuchs in den Folgejahren rasant bis heute auf 72 Betten an. Aufgrund stetig steigender Patientennachfrage wird es jetzt im Neubau vier Stationen mit 100 Betten für privat und gesetzlich versicherte Patienten geben. Die acht OP-Säle bieten alle Voraussetzungen für den Einsatz von roboterassistierten Operationssystemen.


Die Baukosten für dieses eigenfinanzierte Bauprojekt belaufen sich auf rund 70 Mio. Euro. Der Spatenstich war im Juli 2019. Mit einer Fertigstellung ist voraussichtlich 2023 zu rechnen. Der Entwurf des Neubaus stammt von der Arbeitsgemeinschaft AC/HWP (Wien/Stuttgart). Das Gebäude bietet auf sieben Geschossen und einem Untergeschoss insgesamt mehr als 17.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Der Baukörper gliedert sich in eine zweigeschossige Sockelzone mit hellem, großzügigen Eingangsbereich und Bereichen für die Ambulanzen, die Funktionsdiagnostik und Untersuchungsräume (EG und 1. OG). Darüber befinden sich das OP-Geschoss mit prägnanter Lamellenfassade (2. OG) sowie ein dreigeschossiger Bettenriegel (3. bis 5. OG). Das Staffelgeschoss für den administrativen Bereich bildet mit einer eleganten Leichtmetallfassade den Abschluss des Gebäudes (6. OG).


 

UKE News Magazin Sommer 2019

Die Welt hörbar machen

Ist das natürliche Ohr stark geschädigt, können Cochlea-Implantate (CIs) dazu beitragen, die Umwelt hörend wahrzunehmen. Für Prof. Dr. Christian Betz, Ärztlichen Leiter der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde im UKE, und sein Team ist das Einsetzen von Cochlea-Implantaten zur Routine geworden.

Musik hören, die Umgebung wahrnehmen, gesprochene Sprache verstehen: Viele Möglichkeiten des menschlichen Miteinanders hängen davon ab, hören zu können. Für Prof. Betz ist das Ohr das zentrale menschliche Sinnesorgan: „Hören ist immens wichtig für die soziale Interaktion – nicht hören zu können, kann zu Depressionen, Isolation und möglicherweise sogar Demenz führen“, so der Klinikleiter. „Doch auch die Orientierung im Raum ist ohne dreidimensionales Hören nur unzureichend möglich.“

Cochlea-Implantate verstärken nicht wie Hörgeräte akustische Reize, sondern das Innenohr wird durch einen Empfänger im Schädelknochen ersetzt. Er sendet elektrische Impulse direkt an die Cochlea, die Gehörschnecke im Innenohr; das Gehirn kann diese ähnlich wie akustische Signale verarbeiten. Geräusche von außen überträgt ein Sender mit Mikrofon, der magnetisch auf der Haut am Implantat haftet.

Nach einer CI-Operation muss das Gerät in einer ambulanten Rehabilitation sukzessive individuell angepasst werden. Denn mit dem künstlichen Innenohr müssen die Patienten das Hören neu lernen. „Der Klang ist anders als beim natürlichen Hören – je besser die Rehabilitation gelingt, desto natürlicher werden Sprache und Musik empfunden“, so Prof. Betz. Vom Verlust des Gehörs sind ältere Menschen betroffen, aber auch Erwachsene mittleren Alters sowie Kinder und Jugendliche. Besonders für Kinder, die sich noch vor dem Spracherwerb befinden, kann ein CI die Chance bedeuten, dass sie die gesprochene Sprache ohne Einschränkungen erlernen.

 

Cochlea-Implantat

Cochlea-Implantate (CIs) können die Funktion eines geschädigten Innenohrs ersetzen. Ermöglicht wird dies durch das Zusammenspiel eines äußerlich getragenen Signalprozessors mit einem in den Schädelknochen eingesetzten Implantat. Der Prozessor empfängt die akustischen Signale, wandelt diese in elektrische Impulse um und gibt sie kontaktlos an das innen liegende Implantat weiter. Von dort aus werden die Informationen über eine in die Hörschnecke des Innenohrs eingesetzte Elektrodenkette direkt an den Hörnerv weitergegeben.


UKE News Magazin Frühjahr 2019

Vom Labor ans Krankenbett

Neue Lösungsansätze finden, um Krankheiten zu heilen und die medizinische Versorgung zu verbessern – daran wird im UKE intensiv geforscht. Als Technologietransferstelle unterstützt die UKE-Tochter MediGate Wissenschaftler dabei, dass Forschungsergebnisse rasch und sicher beim Patienten ankommen.

Als vor einigen Jahren eine Patientin mit akuter Mitralklappen-Insuffizienz ins Herzzentrum kommt, stehen die Herzchirurgen Dr. Yalin Yildirim und Dr. Simon Pecha mit dem Rücken an der Wand. „Es gab zwar ein OP-Verfahren, um die Undichtigkeit der Herzklappe zwischen linkem Vorhof und linker Hauptkammer zu verringern. Doch die Patientin war bereits viel zu schwach, um einen solchen Eingriff zu überleben“, erinnert sich Dr. Yildirim. Glücklicherweise gelingt es, mithilfe eines damals neuen, interventionellen Verfahrens („Mitralklappen-Clip“) die Undichtigkeit zu verringern und die Patientin zu retten. Doch das Thema lässt die beiden Chirurgen nicht los. „Die Clip-Versorgung hat den entscheidenden Haken, dass sie nicht für jeden Patienten in Frage kommt und kompliziert ist“, erklärt Dr. Pecha. „Wir fingen an, nach einer Methode zu suchen, mit der es gelingen könnte, alle Patienten mit Mitralklappen-Insuffizienz im Akutfall zu versorgen.“

Herzklappe in Schlauchform entwickelt

Wochenlang spielen die jungen Ärzte gemeinsam verschiedene Möglichkeiten durch – bis es eines Tages klick macht. „Wir hatten die Idee, eine Herzklappe in Schlauchform zu entwickeln, welche in den Lungenvenen positioniert wird. Im Ausgangszustand steht die Klappe offen und bietet einen geringen Flusswiderstand, im geschlossenen Zustand verhindert sie den Blutrückfluss in die Lunge“, erläutert Dr. Yildirim. Da den Wissenschaftlern klar ist, dass ihre Idee das Zeug zu einer Erfindung haben könnte, kontaktieren sie Tina Marschall von der MediGate. Forschungsergebnisse vom Labor ans Krankenbett zu bringen – dafür tritt die MediGate seit ihrer Gründung 2004 auf verschiedenen Ebenen ein. Der von Marschall geleitete Bereich „Recht, Patente und Lizenzen“ ist dabei ein wesentlicher Baustein. „Wir unterstützen Wissenschaftler, ihre Forschungsergebnisse – und damit ihr geistiges Eigentum – mit allen rechtlichen Mitteln zu schützen“, erklärt die Juristin. „Hierfür ist es wichtig, dass sich Erfinder frühzeitig an uns wenden.“

„Geht eine Erfindungsmeldung bei uns ein, lassen wir die Ergebnisse inhaltlich prüfen”, sagt Mitarbeiterin Regina Radig-Neuber. Sind alle Kriterien einer Erfindung erfüllt, wird mit dem Wissenschaftler und einem Patentanwalt eine Schutzrechtsanmeldung eingereicht. „Diese ebnet den Weg für eine Weiterentwicklung und Verwertung von Forschungsergebnissen. Denn erst jetzt sind sie gesichert und können öffentlich gemacht werden“, so Radig-Neuber. Auch Dr. Yildirim und Dr. Pecha begleitet die MediGate bei ihrem nächsten Schritt, eine „Anschubfinanzierung Forschung“ vom Dekanat zu erhalten. Mittlerweile konnten die Herzchirurgen ihre Erfindung sowohl im Modell als auch im Großtierversuch validieren.


UKE News Magazin Winter 2019

Reparierte Herzen

Rund 7000 Kinder werden in Deutschland jedes Jahr mit einem Herzfehler geboren. Noch in den 70er Jahren überlebte lediglich die Hälfte – heute sind es mehr als 90 Prozent. Mit ihnen ist eine völlig neue Patientengruppe entstanden: die Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern (EMAH).

Bis zu 300 000 EMAHs leben derzeit in Deutschland; jedes Jahr kommen rund 6500 neue Fälle hinzu. „Das sind gute Nachrichten, denn die meisten kardiologischen Fehlbildungen können heute erfolgreich behandelt werden, sodass die Kinder das Erwachsenenalter erreichen. Seit der Jahrtausendwende gibt es sogar mehr Erwachsene mit einem angeborenen Herzfehler als Kinder“, sagt Prof. Dr. Carsten Rickers, der seit Juli 2018 die EMAH-Sektion im Universitären Herzzentrum leitet. Und warum sind Kinder nach einer erfolgreichen Herz-OP nicht wirklich gesund? „Weil ihre Herzen repariert, nicht geheilt wurden. Über die Jahre können sich schleichend und unbemerkt Folgeprobleme wie Rhythmusstörungen oder Insuffizienzen entwickeln. Deshalb ist es so wichtig, diese Patientengruppe ein Leben lang kontinuierlich und fachkundig medizinisch zu betreuen“, betont der Kinderkardiologe.

Noch vor einigen Jahren fielen Betroffene in eine medizinische Versorgungslücke, sobald sie der Kinderkardiologie entwachsen waren. Inzwischen gibt es in Deutschland zwölf überregionale EMAH-Zentren sowie regionale Schwerpunktkliniken und -praxen, in denen eine kompetente Nachsorge durch zertifizierte Ärzte stattfindet. Auch das Universitäre Herzzentrum ist zertifiziertes, überregionales EMAH-Zentrum. Pro Jahr werden hier rund 1000 Patienten durch ein interdisziplinäres Team aus Kinderkardiologen, Erwachsenenkardiologen und Herzchirurgen ambulant und stationär behandelt. „Die Betreuung von EMAHs bedarf besonderer Kenntnisse sowohl über angeborene Fehlbildungen und ihren Langzeitverlauf als auch über spezifische altersbedingte kardiologische Problematiken“, erläutert Prof. Rickers die interprofessionelle Zusammenarbeit.


UKE News Magazin Sommer 2018

Hightech in der Radiologie

Hightech vom Feinsten in der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin: Ein PET/CT-Scanner der neuesten Generation wird seit kurzem vor allem für die Untersuchung von Krebspatienten eingesetzt. Das UKE hat hierfür insgesamt rund 3,5 Millionen Euro investiert. 

 Einbau und Montage des neuen PET/CT-Scanners waren eine große Herausforderung für das Team der KFE. „Um die Anlage wie geplant zu realisieren, waren rund 90 Wand- und Deckendurchbrüche im Sockel- und Kellergeschoss von O22 notwendig“, erläutert Carol Wallerich, Leiter des Baumanagements. Zusammen mit Kora Kossack (Baudurchführung) und Nikola Dohse (Projektleitung/Planung) hat Wallerich das Projekt federführend umgesetzt. Die Baukosten beliefen sich auf 1,3 Millionen Euro, die Bauzeit betrug vier Monate.

„Das neue Gerät ist das erste mit vollständig digitaler PET-Komponente und in Europa erst an wenigen Standorten verfügbar – in Norddeutschland ist es bislang einmalig“, sagt Prof. Dr. Susanne Klutmann, leitende Ärztin der Nuklearmedizin. In der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin wird der Scanner seit kurzem unter Leitung von Klinikdirektor Prof. Dr. Gerhard Adam vor allem für die Untersuchung von Krebspatienten, aber auch bei Hirnerkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson eingesetzt. „Mit dem neuen PET/CT-System ist es möglich, Tumoren früher als bisher aufzuspüren, die Entwicklung der Erkrankung sicherer zu begleiten, dadurch die optimale Therapie frühzeitiger individuell zu planen und deren Verlauf schneller zu überprüfen“, fasst Prof. Klutmann zusammen.

 PET steht für die Positronen-Emissions-Tomographie, CT für die Computer-Tomographie. PET und CT ergänzen sich: Die PET liefert funktionelle Informationen (Wie funktioniert das untersuchte Organ?), die CT strukturelle Informationen (Wie sieht das Organ aus?). Mit einem PET/CT-System können PET- und CT-Bilder nacheinander in einer einzigen Untersuchung zusammengelegt werden; das neue Gerät benötigt für die Untersuchung des ganzen Körpers lediglich 15 bis 20 Minuten. „Die neue Bildqualität ist schon sehr beeindruckend, ich freue mich für unsere Patienten“, sagt MTRA Tarin Sid Mohammad. Erwartet wird von der neuen Technik eine weitere Verbesserung der diagnostischen Genauigkeit, zum Beispiel durch den Nachweis kleiner Metastasen. Auch lässt sich mit der kombinierten Untersuchungsmethode frühzeitig feststellen, ob etwa eine Chemotherapie die erwartete Wirkung zeigt. Weiterer Vorteil für viele Patienten: Mithilfe von speziellen Lichteffekten kann ihnen die Angst vor der „Röhre“ genommen werden. „Durch diese Ablenkung lassen sich vor allem Patientinnen und Patienten mit Platzangst in dem neuen Scanner einfacher untersuchen“, so Prof. Klutmann.


UKE Life Magazin Sommer 2018

Rekonstruktion statt künstlicher Ersatz

Seit zwei Jahren läuft im Universitären Herzzentrum das Programm Aortenklappenrekonstruktion unter Leitung von Prof. Dr. Evaldas Girdauskas. Bereits 100 defekte Herzklappen konnten seitdem minimalinvasiv repariert werden. Insbesondere jüngere Patienten profitieren von dem rekonstruktiven Verfahren, das bisher an nur wenigen Herzzentren durchgeführt wird.

 Sogenannte bikuspide Aortenklappen gehören zu den häufigsten angeborenen Herzfehlern. Rund 1,3 Prozent der Gesamtbevölkerung sind davon betroffen. Anstatt in drei Flügel ist die bikuspide Herzklappe nur zweigeteilt. „Fehlt der Herzklappe ein Flügel, kann sie sich nicht mehr komplett schließen, was langfristig zu einer Überbelastung des Herzens und unwiderruflichen Schäden führt“, erklärt Prof. Girdauskas, der das Programm im UHZ ins Leben rief.

Standardmäßig wurde Patienten in diesen Fällen meist eine organische oder künstliche Herzklappe eingesetzt – eine Lösung, die gerade für die Jüngeren nicht von Dauer ist. „Bei ihnen hat die organische Klappe nur eine begrenzte Haltbarkeit von drei bis sieben Jahren“, erklärt Prof. Girdauskas. Darüber hinaus seien die Patienten beim Klappenersatz lebenslang auf blutverdünnende Medikamente mit starken Nebenwirkungen angewiesen. „Die Gefahr, innerhalb von 30 Jahren Komplikationen wie innere Blutungen oder Thrombosen zu erleiden, liegt bei nahezu 100 Prozent“, so der Herzchirurg.

Dabei lassen sich defekte Herzklappen in vielen Fällen minimalinvasiv und recht unkompliziert rekonstruieren. „Ein wesentlicher Vorteil der Reparatur besteht darin, dass der Patient sein eigenes Körpergewebe behält, das deutlich resistenter gegen Infektionen ist“, sagt Priv.-Doz. Dr. Christoph Sinning. Darüber hinaus müsse das Herz weniger arbeiten, da der Strömungswiderstand im Vergleich zur künstlichen Klappe geringer sei. Ob und inwieweit eine Reparatur möglich ist, entscheidet sich im Herzzentrum nach umfangreichen Voruntersuchungen.


Artikel aus Wissen+Forschen 2018

Das Wachstum verlangsamen

Hirntumoren sind kaum erforscht und bei Erwachsenen und Kindern nur schwer zu behandeln. Neue Ansätze befinden sich in der Entwicklung. In der Tumorimmunologie geht es etwa um die Verbesserung der Abwehr von Tumorzellen im Hirn. Und bei kindlichen Tumoren will man das Wachstum eindämmen.

 „Eine gut geplante Operation, bei der alle funktionellen und bildgebenden Vorinformationen berücksichtigt werden, ist für die Versorgungsqualität der Patienten entscheidend“, sagt Prof. Dr. Manfred Westphal, Direktor der Klinik für Neurochirurgie. Weil eine Operation allein meist aber nicht zur Heilung führen kann, folgt im Anschluss in aller Regel noch eine Bestrahlung – gegebenenfalls zusammen mit einer Chemotherapie.

 Gegenstand intensiver tumorbiologischer Forschungen sind die Glioblastome, die aggressivste Form der Hirntumoren. „Wir wissen noch nicht, aus welchen Zellen Gliome eigentlich hervorgehen, vermuten aber, dass Tumorstammzellen der Ausgangspunkt sind“, so Prof. Westphal. „Mit Hilfe eines viralen Zellmarkierungssystems versuchen wir, deren Dynamik zu verstehen.“ In der Tumorimmunologie suchen die Wissenschaftler insbesondere nach Wegen, die unzureichende Abwehr von Tumorzellen im Hirn zu verbessern; bei den Markern forschen die Neurochirurgen zusammen mit dem Institut für Tumorbiologie auf dem Gebiet der im Blut zirkulierenden Tumorzellen.  

Fortschritte bei Erforschung kindlicher Hirntumoren

Fortschritte bei der Erforschung einer bislang nicht behandelbaren Form kindlicher Hirntumoren haben UKE-Krebsforscher zusammen mit dem Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg erzielt. Die Wissenschaftler konnten molekulare Mechanismen identifizieren, die für die Entstehung von sogenannten Embryonalen Tumoren mit vielschichtigen Rosetten (englische Abkürzung ETMR) verantwortlich sind. Im Labor gelang es den Forschern, das Tumorwachstum mithilfe von Medikamenten signifikant zu verlangsamen.

ETMR sind eine seltene, aber sehr aggressiv wachsende Form kindlicher Hirntumoren, die vor allem Kinder unter drei Jahren betreffen. In Deutschland gibt es pro Jahr weniger als zehn Neuerkrankungen. Die meisten dieser Kinder sterben innerhalb kürzester Zeit. „Die Entstehung von ETMR ist noch weitestgehend ungeklärt. Standardtherapien oder gar spezifisch wirkende Medikamente fehlen völlig“, sagt der Leiter der Arbeitsgruppe, Prof. Dr. Ulrich Schüller. Ziel der Forschungen sei es gewesen, auf molekularer Ebene zu verstehen, wie die Vorläuferzellen im Gehirn entarten. Den Forschern zufolge spielt die gleichzeitige Überaktivierung von zwei molekularen Signalwegen, die für die Entwicklung des Gehirns bedeutsam sind, eine entscheidende Rolle bei der Entstehung vom ETMR. Im Labor gelang es den Forschern bereits, ETMR-typische Tumoren erfolgreich zu behandeln.

Prof. Schüller ist Oberarzt im Institut für Neuropathologie des UKE. Gleichzeitig hat er die Stiftungsprofessur für Molekulare Pädiatrische Neuroonkologie inne, die anteilig von der Fördergemeinschaft Kinderkrebs-Zentrum Hamburg und dem UKE finanziert wird. Das Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum befindet sich auf dem Gelände des UKE und wird seit 2006 mit Spendengeldern der Fördergemeinschaft betrieben.  


Artikel aus Wissen+Forschen 2018

Taktgeber fürs Gehirn

Bewegungsstörungen wie Parkinson oder Dystonie behandeln UKE-Ärzte mit der Tiefen Hirnstimulation. Dazu müssen sie nadeldünne Elektroden in einem erbsengroßen Gehirnareal platzieren und die Stimulation über die Anpassung der Stromfelder optimal einstellen.

Ein Loch im Kopf, das will eigentlich niemand haben. Aber wenn es die beste (und vielleicht letzte) Chance ist, bislang nicht therapierbare Bewegungsstörungen – unwillkürliche Muskelkrämpfe, Verlangsamungen oder Zittern – in den Griff zu bekommen? „Für die Patienten ist die OP ein spezieller Moment. Sie sind zeitweise wach und müssen am OP-Erfolg mitarbeiten“, sagt Priv.-Doz. Dr. Monika Pötter-Nerger. Die Oberärztin ist Teil eines Teams aus Neurologen, Neurophysiologen und Neurochirurgen, das am Kopf- und Neurozentrum des UKE außergewöhnliche chirurgische Eingriffe durchführt. Die Ärzte implantieren während einer mehrstündigen Operation eine oder zwei Elektroden im Gehirn und verbinden diese mit Kabeln, die unter der Haut entlang des Halses verlaufen, mit einem kleinen Kasten, der meist in der Nähe des Schlüsselbeins seinen Platz findet. Dieser als Hirnschrittmacher bezeichnete Apparat enthält die Batterie für die Elektroden und die Steuerelektronik. „Bei Frauen, die schlank sind und Dekolleté zeigen wollen, wird der Impulsgeber auch im Bauchraum implantiert“, sagt Pötter-Nerger. „OP-technisch ist das kein Problem.“  

Millimeterarbeit: das Einsetzen der Hirnelektrode

Wenn der Impulsgeber implantiert wird, hat das OP-Team in der Regel die größte chirurgische Herausforderung bereits gemeistert: das Einsetzen einer knapp 1,3 Millimeter dünnen Elektrode in ein etwa erbsengroßes Zielareal in der Tiefe des Gehirns. Damit das gelingt, wird der Kopf der Patienten in einem stereotaktischen Rahmen fixiert – der Bewegungsspielraum ist gleich null. Das Zielgebiet und der Weg dahin werden mithilfe von Navigationsprogrammen festgelegt. Spielraum für Ungenauigkeiten gibt es dabei kaum. „Das Bild vom Inneren des Gehirns, das wir mit dem MRT-Gerät gewinnen, ist schon gut zur Orientierung“, sagt Dr. Pötter-Nerger. Es habe aber eine Ungenauigkeit von bis zu einem Millimeter. „Und wenn man dann weiß, dass sich das Hirn, das ja in Wasser schwimmt, um einen Millimeter verschieben kann, wenn man die Elektrode einführt, dann ist das insgesamt zu viel.“

Um den bestmöglichen Operationsweg und die ideale Position für die Elektroden zu finden, bauen die Hirnchirurgen deshalb auf Informationen aus zwei weiteren Quellen. Während der OP schieben sie drei bis fünf Mikroelektroden ins Gehirn, mithilfe derer die Nervenaktivität belauscht wird. Mit der intraoperativen Stimulation sehe man dann, wo genau im Nucleus subthalamicus man sich befinde, so Dr. Pötter-Nerger. „Die Elektrode wird schließlich dort platziert, wo die besten Elektrodenableitungen zu finden sind und wo der Stimulationseffekt bei geringen Nebenwirkungen am größten ist.“

Auf welche Weise die Tiefe Hirnstimulation wirkt, ist noch nicht vollständig geklärt. Eine Hypothese ist, dass die krankmachenden Aktivitäten der Nervenzellen durch das Dazwischenfunken eines hochfrequenten elektrischen Impulses überschrieben werden. Viele therapeutische Effekte und Nebenwirkungen zeigen sich allerdings erst mit Verzögerung nach Tagen oder Wochen – ein Hinweis auf die bislang noch nicht verstandenen Umbauprozesse im menschlichen Gehirn.  

Einstellen der Stimulationsparameter

Mit der OP fällt der Startschuss für die Feinjustierung der Stromfelder um die Elektroden. Gemeinsam mit den Patienten optimieren Monika Pötter-Nerger und ihre Kollegen postoperativ die Wirkung der Hirnschrittmacher. Durch Auflegen einer Antenne kann per Telemetrie der darunter implantierte Impulsgeber ausgelesen und programmiert werden. Impulsfrequenz, Amplitude, Impulsbreite und damit die genaue Form und Lage des elektrischen Feldes rund um die Elektroden können dann mithilfe eines externen Steuergerätes verändert und an die Bedürfnisse der Patienten angepasst werden. Das Ziel: die Wirkung von OP und Hirnstimulation zu maximieren, ohne die umliegenden Nachbarstrukturen zu beeinträchtigen.

Gelegentlich setzen die UKE-Experten aber auch schon während der OP auf die Mitarbeit ihrer Patienten: Im Rahmen einer Studie innerhalb des Sonderforschungsbereichs 936 untersuchen sie die Effekte der Stimulation auf die Aktivität von Netzwerken im Gehirn. Manche Patienten führen dann – während sie auf dem OP-Tisch liegen – Schrittbewegungen auf einem Stepper durch. „Den Stepper für intraoperative Untersuchungen haben wir extra konstruiert. Wir können so die einmalige Chance nutzen, während der OP die Nervenzellen abzuhören, um zu erfahren, welche Rolle die Zellen der Basalganglienkerne bei der Kontrolle von Schrittbewegungen innehaben“, sagt Monika Pötter-Nerger. Die acht- bis zehnstündige OP verlängert sich durch dieses Intermezzo noch einmal um etwa eine halbe Stunde. Geeignet für den sportlichen Forschungseinsatz seien aber nur ausgesuchte Patienten, so Pötter-Nerger. Die Neurologin: „Sie müssen dazu bereit sein, sich in Wachnarkose operieren zu lassen, wenig Tremor haben und intraoperativ fit genug für die Stepping-Aufgabe sein.“  

Die Tiefe Hirnstimulation (THS) kommt als Therapie für verschiedene Arten von Bewegungsstörungen in Frage: bei Essentiellem Tremor, bei Dystonien oder bei der Parkinson-Krankheit. Gemeinsam ist allen Erkrankungen, dass fehlerhaft feuernde Nervenzellen im Gehirn der Auslöser sind. Das wichtigste Kriterium für die THS ist eine starke funktionelle Beeinträchtigung des Alltagslebens, nachdem die konventionellen Therapien nicht mehr gegriffen haben. Häufigste Indikation ist die Parkinson-Krankheit; insbesondere bei dopaminerg induzierten Langzeitfolgen oder Medikamenten-Unverträglichkeiten. Die Hirnstimulation im Nucleus subthalamicus kann den Medikamentenbedarf bis zur Hälfte reduzieren.


Pressemitteilung vom 15. Februar 2018

Martini-Klinik: Anbau eröffnet

Das Team der Martini-Klinik hat am Freitag, 19. Januar, einen Anbau mit 14 neuen Betten eröffnet. Der Anbau ist ein Teilschritt zum geplanten Neubau der Martini-Klinik bis 2021. Vorgesehen sind dann 100 Betten und acht Operationssäle. Der Architektenvertrag hierfür ist jetzt unterzeichnet, und die Phase der Detailplanung hat begonnen. Bereits im vergangenen Herbst hatte die Martini-Klinik Module für den Erweiterungsbau eingerichtet.


Pressemitteilung vom 15. Januar 2018

„Entschuldigung, wie komme ich denn hier zur…?“

Wer im UKE arbeitet, hört täglich solche oder ähnliche Fragen, sowohl von Kollegen als auch von Patienten und Besuchern. Kein Wunder. Nicht von ungefähr gilt das UKE mit seinen zahlreichen Einrichtungen, Zugängen und Wegen als „Stadt in der Stadt“. Seit Ende 2017 soll Wayfinding sowohl analog als auch digital dabei helfen, sich besser auf dem Gelände zurechtzufinden.

Per Touchscreen im Foyer des Hauptgebäudes (O10) und künftig ebenfalls im Kinder-UKE (O45/O47) können Suchende sich durch die Stockwerke und zu allen Eingängen der Gebäude auf dem UKE-Gelände navigieren. An Stelen und Lageplänen verteilt auf dem UKE-Campus können sie darüber hinaus über QR-Codes ihren aktuellen Standort einscannen und sich den Weg zu jedem ausgewählten Ziel auf ihrem Smartphone schrittweise anzeigen lassen. Eine Stichwortsuche erleichtert die Zielfindung.

„Wer früher nach dem Weg fragte, erhielt einen ausgedruckten Lageplan an die Hand mit spontan gesetztem Kreuz an gesuchter Stelle“, erklärt Alexander Baaß, Projektmanagement. Zusätzlich wiesen vereinzelte, vergleichsweise schlecht lesbare Aluminiumschilder mit schwarzer Schrift den Weg. 2014 fasste der Vorstand den Entschluss, dieses Wegeleitsystem zu modernisieren und dabei auch an neuere Technologien anzupassen. „Webbasiert kann heutzutage jeder seinen persönlichen Wegweiser mit sich führen“, so Baaß. „wer möchte, kann die wegweisenden QR-Codes oder Links auch auf Briefbögen, Visitenkarten oder Mailvorlagen einsetzen – die Möglichkeiten bei Wayfinding sind vielfältig.“

Insgesamt drei Jahre hat das Team um Gerhard Mentges, Leiter Projektmanagement, das Wayfinding Projekt gemeinsam mit der Klinik Facility Eppendorf (KFE), der Unternehmenskommunikation und externen Dienstleistern erarbeitet. „Sowohl die Anforderungen an das neue System als auch der Koordinationsaufwand waren riesig“, erinnert sich Baaß. Niemand sollte mehr persönlich nach dem Weg fragen müssen.

Nur wenige Dienstleister hatten sich auf die europaweiten Ausschreibungen gemeldet und sich der komplexen Aufgabe gewachsen gesehen. „Maßgeblich war ein Wissen darüber, wie sich Menschen etwa mit beeinträchtigtem Sehvermögen auf weitläufigem Gelände und durch Gebäude bewegen, wo sie auf ihrem Weg Hinweise und Bestätigungen brauchen und wie diese genau beschaffen sein müssen“, so Baaß. 2015 lag das Konzept zum analogen Wegeleitsystem vor, das den Himmelsrichtungen im UKE prägnante Farben zuordnete, robuste Schilder mit austauschbaren Folien vorsah und auch neue Formate wie etwa Fahnenschilder an der Wand einführen sollte. Anfang 2016 wurden die neuen Wegweiser im Hauptgebäude (O10) installiert. Parallel galt es, den Lageplan so zu adaptieren, dass er für alle Besucher nachvollziehbar und auf allen Bildschirmen digital lesbar wird. Welcher Eingang der vorhandenen am Gebäude ist der zielführende? Welcher Weg ist barrierefrei? Antworten auf Fragen wie diese mussten dabei definiert werden. Ende letzten Jahres wurde das digitale Wegeleitsystem nach weitreichenden Tests eingeführt und seither laufend optimiert.

„Die größte Herausforderung ist, das analoge und das digitale System miteinander in Übereinstimmung zu halten“, weiß Baaß, „viele Einrichtungen befinden sich im Bau, zahlreiche Bezeichnungen stehen längere Zeit lang nicht fest oder müssen flexibel angepasst werden.“ In welcher Frequenz das System künftig überarbeitet werden soll, wird noch entschieden. Fest steht: Seit Einführung verzeichnete es nahezu 23 Tausend Klicks. Statt persönlich zu fragen, suchten die meisten Nutzer digital nach dem Universitären Herzzentrum, den Ambulanzen oder der HNO-Abteilung. Nicht wenige ließen sich auch den Weg dorthin anzeigen, wohin selbst der Kaiser und Chefarzt immer noch zu Fuß gehen.


Pressemitteilung vom 14. Dezember 2017

Versorgung aus einer Hand: Neue KMT-Station im Kinder-UKE

Die neue Station für pädiatrische Stammzelltransplantation und Immunologie (KMT) hat im Kinder-UKE ihren Betrieb aufgenommen. Kinder und Jugendliche können in der neuen Sektion direkt transplantiert werden, ohne – wie früher – Gebäude und Stationen wechseln zu müssen.

   „Willkommen!“ steht auf dem Empfangstresen der neuen KMT-Station. Der lange Flur, von dem insgesamt sechs Patientenzimmer abgehen, ist lichtdurchflutet und in hellen Farben gehalten. Sogar eine Küche und ein gemütlicher Aufenthaltsraum sind vorhanden – als Elterntreffpunkt und Rückzugsort. „Besonders Kinder reagieren sensibel auf ihre Umgebung. Daher ist es so wichtig, dass sie und ihre Familien sich bei uns, trotz der schweren Zeit, die sie durchleben, sicher und geborgen fühlen“, sagt Prof. Dr. Ingo Müller, Leiter der Sektion.

Sechs Wochen verbringen Kinder und Jugendliche bei einer Stammzelltherapie auf Station. Vor dem Umzug wurden sie in der Interdisziplinären Klinik für Stammzelltransplantation mit Chemotherapie behandelt, transplantiert und nach drei Wochen wieder zurück in die Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie verlegt. In der neuen KMT Station des Kinder-UKE ist alles unter einem Dach, sodass die jungen Patienten durchgehend von einem Behandlungsteam aus spezialisierten Kinderärzten und Kinderkrankenpflegerinnen versorgt werden können. „Dadurch, dass jeder jeden kennt und trifft, können wichtige Informationen nun direkt weitergegeben werden“, erklärt Prof. Müller. Zudem entwickelten die Ärzte und Pflegenden ein viel besseres Gefühl für jedes Kind, da sie es die gesamte Therapie über – bis zur Nachsorge in der benachbarten KMT-Ambulanz – begleiten. Fünf Pädiater sowie 14 Kinderkrankenpflegende sind auf der KMT-Station im Einsatz. Dank eines vom Patientenzimmer abgetrennten Schleusensystems konnten einige alltägliche Abläufe neu gestaltet werden. „Jeder Vorraum verfügt über einen eigenen Computer, sodass wir die aufwändigen Verlaufsdokumentationen stets in Sichtweite der Kinder durchführen und mehr Zeit in ihrer Nähe verbringen können“, sagt Prof. Müller. Auch die Perfusoren sind in der Schleuse angesiedelt, über die alle Infusionen verabreicht werden. Dies hat den Vorteil, dass Kinder und ihre Eltern bei Alarmen und Flaschenwechseln weniger gestört werden und auch die Gefahr von Keimübertragungen sinkt.

Nah dran am Patienten – aber auch an Kollegen anderer Disziplinen, wie zum Beispiel den Hämatologen, Stoffwechselexperten oder Neuropädiatern. „Diese räumliche Nähe ermöglicht auch während der KMT einen regelmäßigen Austausch mit den zuweisenden Ärzten“, erklärt Prof. Müller. Da auch Intensivstation und OP direkt nebenan liegen, können die Ärzte in Krisensituationen viel schneller intervenieren. Prof. Müller und sein Team wünschen sich, jungen Patienten und ihren Familien in den neuen Strukturen zukünftig noch besser helfen zu können.


Pressemitteilung vom 1. Dezember 2017

Martini-Klinik wächst weiter

Die Martini-Klinik, ohnehin schon das weltweit größte Prostatakrebszentrum, registriert weiter steigende Zahlen von Patientenanfragen. Daher muss die Kapazität der Spezialklinik erhöht werden. Mit dem sich in Planung befindlichen Neubau nur wenige Meter neben der jetzigen Klinik im östlichen Bereich des UKE Geländes wird dies bis Ende 2021 erreicht. Bis dahin haben sich die Experten eine Zwischenlösung überlegt: In einem Erweiterungsbau in Modulbauweise können zeitgleich bis zu 14 weitere Patienten stationär versorgt werden. Die Module – jeweils elf Meter lang und 3,90 Meter breit – sind mit großen LKW herantransportiert und von einem gewaltigen Kran montiert worden. Noch in diesem Jahr sollen die sieben neuen Patientenzimmer fertiggestellt und ab Januar 2018 dann auch belegt werden. Die Module sind unmittelbar mit der Martini-Klinik verbunden und werden komplett in den klinischen Alltag integriert.


Pressemitteilung vom 14. September 2017

Kinder-UKE feierlich eröffnet

Nach drei Jahren Bauzeit ist das Kinder-UKE, die Werner und Michael Otto Universitätskinderklinik, heute vom Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Olaf Scholz, feierlich eröffnet worden. Während eines Festaktes mit mehreren Hundert geladenen Gästen, darunter die Senatorin der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung, Katharina Fegebank, sowie zahlreiche Spender, haben Geistliche verschiedener Konfessionen das Kinder-UKE gesegnet.

Das Kinder-UKE ist die modernste Kinderklinik des Nordens und ganz auf die Bedürfnisse kranker Kinder und Jugendlicher sowie ihrer Familien zugeschnitten. Im neuen Kinder-UKE werden wesentliche Leistungen und Fachbereiche der Kinder- und Jugendmedizin in ein Gebäude integriert. Der Umzug in das neue Gebäude beginnt bei laufendem Betrieb am Donnerstag, 21. September; bis Freitag, 29. September, wird der klinische Alltag vollständig in das neue Kinder-UKE verlagert.

Der Bau des Kinder-UKE hat 69,5 Millionen Euro gekostet und wurde zu einem Drittel aus Spenden finanziert.

„Das neue Kinder-UKE wurde aus der Perspektive von Kindern entworfen. Dieses Haus vermittelt ihnen Geborgenheit und Lebensmut. Die Wünsche und Erfahrungen erkrankter Kinder flossen direkt in die Entwicklung ein. Das beeindruckt mich sehr. Zugleich bietet das Kinder-UKE ideale Voraussetzungen für modernste Spitzenmedizin. Es gibt hier beste Bedingungen für die fachlich wie menschlich exzellente Arbeit des UKE-Teams. Ich freue mich sehr, dass dieses wichtige Projekt in einer großen Gemeinschaftsleistung aus privaten Spendern, UKE und Stadt verwirklicht werden konnte. Hier rund um die Hainbuche ist etwas Großartiges entstanden. Dafür bedanke ich mich bei allen Beteiligten sehr herzlich“, sagt Olaf Scholz, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg.

„Mit dem Kinder-UKE ist ein modernes und richtungsweisendes Bauwerk entstanden, in dem wir junge Patientinnen und Patienten sowie deren Eltern jetzt noch besser als bisher versorgen können. Ich freue mich, dass der Bau im Zeit- und Kostenplan realisiert werden konnte und möchte mich bei denjenigen bedanken, die den Bau durch ihre monetäre, ideenreiche und tatkräftige Unterstützung möglich gemacht haben“, sagt Prof. Dr. Burkhard Göke, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzen-der des UKE. 

„Die neue UKE-Kinderklinik ist eine Bereicherung nicht nur für unsere Hansestadt, sondern für die gesamte norddeutsche Region. Hier wird auf höchstem wissenschaftlichem Niveau geforscht und geheilt zum Wohle unserer Kinder, und vor allem auch ein kindergerechtes Umfeld geschaffen. Mit dieser nach neuesten Kenntnissen geschaffenen Kinderklinik wird den kranken Kindern und ihren Familien in ihren schweren Stunden alle Unterstützung gegeben. Es ist mir eine Freude, dieses wichtige Vorhaben am UKE zu unterstützen, denn meine Förderung steht auch im Zusammenhang mit meinem langjährigen Engagement in der medizinischen Stiftung meines Vaters, seinem stifterischen Lebenswerk“, sagt der Unternehmer Dr. Michael Otto, der den Bau des Kinder-UKE mit einer Spende über 11,6 Millionen Euro unterstützt hat.

Darüber hinaus haben mehr als 12.000 Einzelspender und Institutionen den Bau und die Einrichtung des Kinder-UKE finanziell unterstützt. Größte Einzelspender sind neben Dr. Otto die Fördergemeinschaft Kinderkrebszentrum Hamburg e.V. und die Hamburger Unternehmerin Ute Louis.

Behandlungsspektrum des Kinder-UKE

Das Kinder-UKE verfügt über 148 Betten. Es werden wesentliche Erkrankungen der Kinder- und Jugendmedizin behandelt. Der besondere Schwerpunkt liegt auf schweren, seltenen, komplexen und ungeklärten Erkrankungen wie zum Beispiel Stoffwechselerkrankungen, neurologische Erkrankungen, Krebserkrankungen sowie Leber-, Nieren- und Knochenmarktransplantationen.

Medizinische Ausstattung

Das Kinder-UKE ist auf dem neuesten Stand der Medizintechnik ausgestattet und verfügt zum Beispiel über einen eigenen Magnetresonanztomographen, wodurch die Termine für die jungen Patienten besser planbar sind. In der neuen Kinder-Notaufnahme versorgen Internisten und Chirurgen gemeinsam die Patienten. Darüber hinaus ist die neue Universitätskinderklinik umfassend an die Rohrpostanlage des UKE angeschlossen. Blutproben werden damit künftig noch schneller im Labor sein und die Ergebnisse den behandelnden Ärzten noch schneller vorliegen.

Besondere Atmosphäre

Die Räume in der Universitätskinderklinik wurden konsequent auf die Bedürfnisse der kleinen Patienten und ihrer Familien ausgerichtet. Es gibt Aufenthaltsräume mit Pantry und Sitzgelegenheiten für Eltern. Für die Patienten und Geschwisterkinder wurden Spiel- und Jugendzimmer für unterschiedliche Altersstufen eingerichtet. Außerdem sind die Stationen besser miteinander vernetzt. Ein besonderes Merkmal des Kinder-UKE ist zudem die direkt hinter dem Eingang im Innenhof stehende 128 Jahre alte Hainbuche. Die Klinikbereiche sind um den Baum herum angeordnet, so dass Patienten, Besucher und Mitarbeiter von verschiedenen Seiten auf den Baum schauen können.

Der Umzug in den Neubau

Am Donnerstag, 21. September, beginnt der Umzug bei laufendem Betrieb in den Neubau. Zunächst werden die patientenfernen Bereiche wie Büros im neuen Gebäude eingerichtet. Danach folgen die patientennahen Bereiche wie Stationen und Ambulanzen, die ab Freitag, 29. September, vollständig im neuen Kinder-UKE zu finden sein werden. Insgesamt werden rund 600 Mitarbeiter im Kinder-UKE arbeiten. 

Internetauftritt Kinder-UKE

Erstmals wird es einen eigens für Kinder und Jugendliche gestalteten Internetauftritt des Kinder- UKE (erreichbar über www.kinder-uke.de) geben, der zielgruppengerecht in einer Wimmeloptik die Besonderheiten der Klinik erklärt. Ein Eichhörnchen führt die jungen Patienten und Interessierte durch zentrale Orte des Kinder-UKE; dies soll Hürden und Ängste vor dem Klinikbetrieb abbauen. Die Illustrationen von Alexandra Langenbeck stammen aus dem Wimmelbuch „Was passiert in der Kinderklinik?“ des Verlags und UKE-Kooperationspartners Friedrich Oetinger. Zuweiser und Angehörige finden unter www.uke.de/kinder-uke alle Informationen zum Kinder-UKE.


Pressemitteilung vom 1.September 2017

Richtungsweisende Studien

Katheter oder OP: Welche Lösung ist die beste beim Herzklappenersatz? Herzschwäche und Eisenmangel: Lassen sich die Überlebenschancen verbessern? Zwei große, richtungsweisende Studien laufen derzeit im Universitären Herzzentrum (UHZ). Die Antworten sind für Tausende Herzpatienten von großer Bedeutung.

Eine der häufigsten Herzerkrankungen bei über 75-Jährigen ist die Aortenklappenstenose. Sie erfordert in der Regel den Ersatz der Klappe. „Dafür gibt es heute prinzipiell zwei Wege: Der Brustkorb des Patienten wird chirurgisch geöffnet und eine biologische Herzklappe unter Zuhilfenahme einer Herz-Lungen-Maschine implantiert. Alternativ wird beim TAVI-Verfahren die neue Klappe mittels Katheter zum Beispiel durch eine Leistenarterie bis zum Herzen vorgebracht und eingesetzt“, erläutert UHZ-Leiter Prof. Dr. Dr. Hermann Reichenspurner.

Bis vor einigen Jahren hatten sehr alte oder multimorbide Patienten keine Chance auf eine neue Herzklappe gehabt. „Seit 2002 wird das neue, TAVI genannte minimalinvasive Verfahren mit Erfolg angewandt. Davon profitieren vor allem Patienten mit hohem OP-Risiko“, sagt Prof. Dr. Stefan Blankenberg, Leiter der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie.

Profitieren auch jüngere Patienten von TAVI? Jahrelang blieb die schonendere TAVI (Transkatheter- Aortenklappen-Implantation) Patienten mit hohem Operationsrisiko vorbehalten. Seit einiger Zeit behandeln Ärzte jedoch vermehrt jüngere und gesündere Patienten per TAVI, obwohl es für dieses Vorgehen noch keine gesicherten Langzeitbeobachtungen gibt. Denn auch TAVI ist nicht ohne Risiko: Durch den Katheter können sich Ablagerungen von den Gefäßwänden lösen und zu Schlaganfall oder Herzinfarkt führen. Außerdem ist die Haltbarkeit der neuen TAVI-Klappen, die sich in der verkalkten Aortenklappe wie ein Regenschirm auffalten, noch nicht abschließend geklärt.

In der nun unter Leitung des UHZ gestarteten multizentrischen Studie mit dem Titel DEDICATE wird das chirurgische Therapieverfahren mit der kathetergestützen Methode bei Patienten mit mittlerem bis geringem OP-Risiko überprüft. Nur Patienten, die für beide Methoden in Frage kommen, dürfen an der Studie teilnehmen. Sie werden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen unterteilt und fünf Jahre weiter beobachtet und regelmäßig erneut untersucht. „Insgesamt umfasst die Studie 1600 Patienten, 30 deutsche Herzzentren nehmen an der richtungsweisenden Untersuchung teil“, erklärt Prof.Blankenberg.

Eisenmangel: müde und anfällig für Krankheiten

Die zweite große Studie befasst sich mit Herzschwäche und Eisenmangel. Bei bis zu 60 Prozent der Patienten mit krankhafter Herzschwäche liegt auch ein ausgeprägter Eisenmangel vor. Die Folge: Müdigkeit, Leistungsabfall und Konzentrationsstörungen; außerdem wird der Organismus anfälliger für Krankheiten. In der FAIR-HF 2-Studie wird jetzt untersucht, ob eine Therapie mit intravenös verabreichter Eisencarboxymaltose die Überlebenschancen verbessert und hilft, die Zahl der Krankenhausaufenthalte zu verringern. „Vorläuferstudien konnten bereits zeigen, dass sich bei Eisenmangel-Patienten Symptome und Lebensqualität verbessern, wenn man den Eisenmangel ausgleicht“, sagt Dr. Mahir Karakas, Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie, der die multizentrische Studie zusammen mit Kollegen der Universitätsmedizin Göttingen leitet.

Verlängert Eisentherapie Leben von Herzpatienten? In die aktuelle Studie sollen 1200 Patienten mit einer mindestens mittelschweren Herzschwäche eingeschlossen werden. „Sollte sich unsere Hypothese bestätigen, dass die Eisentherapie das Leben von Herzschwäche-Patienten verlängert und die Zahl der Krankenhausaufenthalte reduziert, so wird dies in die Therapieleitlinien eingehen“, so der Mediziner. Jeder Patient mit Herzschwäche und Eisenmangel sollte dann eine entsprechende intravenöse Therapie bekommen; für einen großen Teil von ihnen würde sich die Prognose erheblich verbessern.

Beide Studien werden vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) mit mehreren Millionen Euro gefördert. Erste Ergebnisse werden voraussichtlich ab 2018 vorliegen. Die Experten des UHZ sind davon überzeugt, dass sie konkrete Auswirkungen auf die Behandlung von vielen Tausend herzkranken Patienten haben werden.


Pressemitteilung vom 1. August 2017

Immer einen Schritt voraus

Engpässe in der Arzneimittelversorgung

Rund 12 000 einzelverpackte Medikamente verlassen täglich die Krankenhausapotheke zu den verschiedenen Stationen. Dabei stellen Lieferengpässe von Pharmafirmen die Einkäufer und Apotheker ständig vor neue Herausforderungen. Um die Versorgung der etwa 1700 stationären Patienten stets sicherzustellen, sind gute überregionale Verträge und viel Verhandlungsgeschick gefragt.

Im UKE laufen die Bestellvorgänge für Medikamente vollautomatisch auf dem Datenweg ab. Sobald Mindestvorräte, die zuvor individuell festgelegt wurden, erreicht sind, löst das digitale Lagersystem eine Bestellanforderung aus, die bei den Einkäufern Irmgard Hohr und Maren Kummich eingehen. Bevor sie ein Präparat neu ordern, werden die Verbräuche genau analysiert, um Mengen gegebenenfalls nach unten oder oben anzupassen. Ist etwas nicht lieferbar, beginnt die Recherche. „Zunächst suchen wir nach Ersatzpräparaten eines anderen Herstellers, alternativen Packungsgrößen, Darreichungsformen oder Dosierungen – stets in enger Absprache mit den Anwendern und Apothekern auf den Stationen“, erklärt Hohr. Dabei behalten Einkäufer und Apotheker die Arzneimittelsicherheit ständig im Blick – bestellt wird direkt beim Hersteller, Reimporte aus dem Ausland sind ausgeschlossen. Für eine lückenlose Lieferfähigkeit steht auch die Kooperation „Gemeinschaftlicher Einkauf Norddeutscher Universitätsapotheken“ (GENUA), in der die acht großen universitären Krankenhausapotheken im Norden organisiert sind. Die Mitglieder holen gemeinschaftlich Angebote ein und handeln langfristige Verträge über Liefersicherheiten sowie Abnahmemengen mit den jeweiligen Firmen aus. Dabei hat jede Klinik ihren eigenen Schwerpunkt. Das UKE verantwortet unter anderem Antibiotika und Plasmapräparate; bestellt wird jedoch auf eigene Rechnung. „Wir stehen immer in Kontakt mit den Einkäufern unserer Partnerkliniken“, sagt Hohr. „Wird es irgendwo eng, helfen sich die Mitglieder der GENUA-Kooperation mit eigenen Vorräten aus.“


Pressemitteilung vom 1. April 2017

Taskforce bei Übergewicht

Das Universitäre Adipositas-Centrum des UKE ist eine zentrale Anlaufstelle für Menschen mit krankhaftemÜbergewicht. Rund 20 Mediziner und Therapeuten verschiedener Fachrichtungen arbeiten hier eng zusammen,um Patienten eine individuelle Betreuung und eine langfristig angelegte Therapie anzubieten.

Freitagmorgen, 8.15 Uhr: Ein zehnköpfiges Team aus Chirurgen, Internisten, Hormonspezialisten, Ernährungsberatern, Psychotherapeuten und –somatikern diskutiert im Adipositas-Board Therapieoptionen für Bernd H., 63 Jahre alt, 1,75 m groß und 170 Kilogramm schwer. Kommt eine reine Bewegungs- und Ernährungstherapie in Frage? „Schwierig“, referiert eine junge Internistin. Bei der Erstuntersuchung habe der Patient kaum den Weg bis zur Waage geschafft. Zudem leide er an Diabetes und Bluthochdruck. „In der psychosomatischen Sprechstunde haben wir zusätzlich eine schwere Essstörung festgestellt“, ergänzt die Psychosomatikerin.

Soweit die Fakten. Das Adipositas-Team entscheidet sich im Fall Bernd H. für einen multimodalen Behandlungsfahrplan aus Ernährungs- und Psychotherapie sowie für die operative Magenverkleinerung. Neun weitere Patientenwerden an diesem Morgen besprochen. Insgesamt lassen sich pro Jahr rund 2500 stark übergewichtige Menschen im UKE helfen – viele von ihnen mit einem Body-Mass-Index (BMI) zwischen 40 und 50.

„Neben dem Übergewicht sind vor allem die daraus resultierenden Begleiterkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen gefährlich“, warnt Priv.-Doz. Dr. Jens Aberle, internistischer Leiter des Adipositas-Centrums. So liegt etwa das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, ab einem BMI von 35 bei 90 Prozent. „Diese Patienten benötigen vielfältige Formen der Unterstützung“,so Dr. Aberle. Um für jeden Fall eine individuelle Lösung zu finden, arbeitet das Adipositas-Team nach einem im UKE entwickelten Stufenkonzept (siehe unten). „Herzstück des Modells ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit, die wir Patienten ab dem ersten Termin im Rahmen unserer wöchentlichen Adipositas-Sprechstunde anbieten“, erläutert Prof.Dr. Oliver Mann, chirurgischer Leiter des Adipositas-Centrums. „Kennen wir die Hintergründe für das Übergewicht und die möglichen Begleiterkrankungen, können wir daraus einen passgenauen Therapiefahrplan erstellen.“ Dieser sieht für Patienten mit einem BMI unter 40 meist ein multimodales, auf sechs Monate angelegtes Programm aus Ernährung, Bewegung und Psychosomatik vor.

Wie groß ist eine normale Nudelportion? Und wo verstecken sich die Kalorien? In Ernährungskursen geben Diätassistenten Basiswissen über gesundes Essverhalten weiter. Auch Einkaufstraining im Supermarkt und Kochevents stehen auf dem Programm. Hier geht es primär um das Vermitteln praktischer Tipps. „Zum Beispiel, indem wir Patienten zeigen, wie sich günstig und ohne großen Aufwand eine gesunde Mahlzeit zubereiten lässt“, sagt Inga Petrusch, Diätassistentin im Adipositas-Centrum. Der Erfolg einer Therapie hängt auch stark von der psychischen Verfassung eines Patienten ab. „Nicht selten sind stark Übergewichtige auch seelisch belastet“, erklärt Oberärztin Dr. Verena Faude-Lang, Institut und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. In einigen Fällen können Depressionen oder Angststörungen sogar Auslöser für krankhaftes Essverhalten sein. „In den psychosomatischen Erstgesprächen thematisieren wir mögliche seelische Ursachen der Gewichtsproblematik.“ Auch psychosomatische Gruppensitzungen, in denen das persönliche Essverhalten reflektiert wird, gehören zum Portfolio des Adipositas-Centrums. Ob und inwieweit eine Bewegungstherapie für einen Patienten in Frage kommt, wird im UKE Athleticum ermittelt. „Je nach Fitness führen wir ein Belastungs-EKG per Fahrradergometer oder Handkurbel sowie weitere medizinische Tests durch“, erläutert Sportmediziner Dr. Percy Marshall. Sind die Voraussetzungen gegeben, beginnt der Patient im Ambulanzzentrum ein Gruppen-Trainingsprogramm.

Sinkt das Gewicht trotz Therapie nicht, bleibt die Operation. Rund 300 Patienten werden pro Jahr im UKE operiert. Zu den häufigsten Methoden zählen der Magen-Bypass und der Schlauchmagen. Gewicht und Begleiterkrankungen wie Diabetes entwickelnsich in der Folge zügig zurück. Doch kann eine Operation allein die Kilos besiegen? „Nein“, sagt Endokrinologe Dr. Aberle. „Adipositas ist kein rein körperlicher Zustand. Nachsorge ist ein wichtiges Thema.“ Etwa ein Drittel der Patienten leidet an Depressionen, Angst- oder Essstörungen und wird im UKE intensiv psychologisch weiterbetreut. Auch in der Selbsthilfegruppe, die die frühere Patientin Marlies Wüpper vor 15 Jahren am UKE ins Leben rief, treffen sich Patienten zum Erfahrungsaustausch. „Wer nachhaltig erfolgreich sein will, muss bereit sein, sein Leben umzukrempeln“, sagt Wüpper. „Zu hören, wie dies anderen Teilnehmern gelungen ist, macht Mut“, ergänzt sie und hofft, auch den Patienten Bernd H. bald in der Gruppe begrüßen zu können.

 

Rundum gut betreut: Multimodales Stufenkonzept

Beim Stufenmodell handelt es sich um ein mehrgleisiges, langfristig angelegtes Therapiekonzept, das im Adipositas- Centrum des UKE entwickelt wurde und nach dem jeder Patient begleitet wird.

Stufe 1: Ärzte und Pflegeexpertin klären Patienten über aktuelle Behandlungsmöglichkeiten auf.

Stufe 2: Entwicklung eines individuellen Therapiekonzepts.

Stufe 3: Interdisziplinäres Adipositas-Board mit Ausarbeitung einer individuellen Therapieempfehlung.

Stufe 4: Therapieplanung mit dem Patienten.

Stufe 5: Bei Indikation zur Operation Erstellen der Unterlagen zur OP

Stufe 6: Stationäre Nachsorge. Nach der OP bleibt der Patient in der Regel sechs Tage in der Klinik. Er erhält Beratungen zu Kostaufbau und Ernährung sowie zur Bewegungstherapie.

Stufe 7: Ambulante Nachsorge. Der langfristige Erfolg der Therapie hängt wesentlich von einer kontinuierlichen Nachsorge ab. Verlauf, Ernährungsstatus und Begleiterkrankungen werden engmaschig überwacht; im ersten Jahr alle drei, im zweiten alle sechs Monate.

Weitere Informationen im Internet: www.uke-io.de/de/medizinischebehandlung/medizinischebehandlung/minimal-invasive-chirurgie/adipositas.html


Pressemitteilung vom 1. März 2017

Vom Zystoskop zu da Vinci: 50 Jahre Klinik für Urologie im UKE

Die Urologie hat wie alle anderen Fächer der operativen Medizin eine rasante Entwicklung hinter sich. Bis vor 50 Jahren noch Abteilung der Klinik für Chirurgie im UKE, werden heute komplexe rekonstruktive und tumorchirurgische Eingriffe in der Klinik für Urologie und der Martini-Klinik vorgenommen.

Der Werdegang der Urologischen Universitätsklinik ist eng mit den drei Klinikleitern Prof. Dr. Herbert Klosterhalfen (1966 bis 1991), Prof. Dr. Hartwig Huland (1991 bis 2008) und Prof. Dr. Margit Fisch (seit 2008) verbunden. „Das Gesicht der Urologie hat sich in den vergangenen fünf Jahrzehnten enorm gewandelt; heute ist sie absolute Hightechmedizin, wie man an den da Vinci-Operationsrobotern in der Martini-Klinik und den plastisch-rekonstruktiven Verfahren bei uns leicht erkennt“, erläutert Prof. Fisch, die erste und bis heute einzige Frau in Deutschland auf einem Lehrstuhl für Urologie.

Unter Prof. Klosterhalfen erlangte die Urologische Klinik schnell einen nationalen und internationalen Ruf; besondere Verdienste in der klinischen und experimentellen Forschung erwarb sie bereits in diesen frühen Jahren auf dem Gebiet der Nierentransplantation, der Kinderurologie, der Andrologie, der Transsexualität, der Onkologie, der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie und der Nierenphysiologie.

Erste Nierentransplantation 1970

Die erste Nierentransplantation in Hamburg wurde 1970 in der Klinik für Urologie durchgeführt. In der Nacht vom 2. auf den 3. Februar verpflanzte Prof. Klosterhalfen die Niere eines 25-jährigen Verkehrsopfers einem 28-jährigen Mann – der Beginn einer Ära, die das UKE zu einem der größten Transplantationszentren Deutschlands werden ließ. Bis heute wurden über 2800 Nieren im UKE verpflanzt; seit den 90er Jahren allerdings nicht mehr unter Leitung der Urologie, sondern der Klinik für Hepatobiliäre Chirurgie und Transplantationsmedizin.

Gründung der Martini-Klinik 2005

1991 übernahm Prof. Huland die Klinik von Prof. Klosterhalfen. Huland baute die Tumorchirurgie aus und entwickelte insbesondere Verfahren zur vollständigen Entfernung der Prostata (radikale Prostatektomie). Dies führte 2005 zur Gründung der Martini-Klinik – zunächst als reine Privatklinik, heute werden hier jedoch genauso viele gesetzlich wie privat versicherte Patienten behandelt. Die hochspezialisierte Klinik ist mit jährlich über 2200 Operationen das größte Prostatakrebszentrum der Welt. Sie ist nach wie vor eng verzahnt mit der Urologie im UKE; ein Ober- und zwei Assistenzärzte aus dem UKE sind ständig in der Martini-Klinik. Prof. Huland: „In ein bis zwei Jahren lernen sie hier mehr über Prostatakrebs, als sie dies jemals in einem normalen urologischen Klinikbetrieb könnten.“

Plastisch-rekonstruktiver Schwerpunkt seit 2008

Einen gänzlich anderen klinischen Schwerpunkt verfolgt die jetzige Leiterin der Urologischen Klinik. Prof. Fisch rekonstruiert Harnblasen aus körpereigenemGewebe, sie hat mit ihrem Team die Urologie zu Deutschlands größtem Zentrum für Harnröhrenchirurgie entwickelt. Angeborene Harnröhrenfehlbildungen bei Kindern, Fehlbildungen der äußeren Genitalien und rekonstruktive Transgender-Operationen gehören ebenfalls zu den besonderen chirurgischen Herausforderungen. „In der Forschung beschäftigen wir uns intensiv mit der Zellzüchtung, dem Tissue Engineering; in naher Zukunft wollen wir außerdem die Möglichkeiten des 3D-Printing nutzen“, so die Klinikleiterin.

Über 54 Betten verfügt die Klinik für Urologie heute, zusammen mit der Martini-Klinik werden hier jährlich rund 6000 Patienten stationär versorgt. Dass Urologie häufig als Medizin für alte Männer verstanden wird, ist ein ebenso weitverbreitetes wie falsches Klischee, sagt Prof. Fisch. 50 Prozent der Patienten im UKE sind männlich, die anderen 50 Prozent setzen sich aus Frauen und Kindern zusammen. „Insbesondere bei den ganz jungen Patienten spüren wir schon heute die Sogwirkung des Kinder- UKE“, sagt Prof. Fisch, die auch die Kinderurologie im Altonaer Kinderkrankenhaus leitet. „Obwohl die neue Kinderklinik noch gar nicht geöffnet ist, steigt die Nachfrage rasant.“ An Patienten wird es der Klinik für Urologie im UKE also auch in den nächsten 50 Jahren ganz offensichtlich nicht mangeln.


Pressemitteilung vom 1. Februar 2017

Forschen mit Farben: Methode aus dem UKE wird weltweit verwendet

Das Monitorbild wirkt wie ein Kunstwerk; farbige Punkte, wie mit dem Pinsel getupft. Es sind Klone von Krebszellen, markiert mit einem neuartigen Verfahren. Die Methode haben UKE-Forscher erfunden; inzwischen wird sie weltweit verwendet.

 „Dank der Farbmarkierung können wir erkennen, welche der Krebszellen länger leben als andere und Metastasen bilden können“, sagt Prof. Dr. Boris Fehse aus der Klinik für Stammzelltransplantation. Der Wissenschaftler untersucht mit seinem Team unter anderem Mechanismen der Metastasierung. Die Farbmarkierung hilft, eine für diesen Prozess entscheidende Frage zu beantworten: Welche Zellen sind für die Bildung von Tochtertumoren verantwortlich? „Ist es ein zufälliger chaotischer Prozess, bei dem wahllos Zellen des ursprünglichen Tumors ins Blut abgegeben werden und von denen es einige schaffen, sich woanders im Körper anzusiedeln? Oder sind nur spezielle Zellen in der Lage abzuwandern und sich in fremder Umgebung wieder anzusiedeln?“ Und falls das stimmt, wie genau unterscheiden sie sich von den anderen Zellen des Tumors?

Um das herausfinden zu können, ist es notwendig, die verschiedenen Zelllinien, die einen Tumor bilden, möglichst eindeutig und gut sichtbar markieren zu können. Dies geschieht, indem man die Gene für farbige Proteine in die Zellen einschleust und die „Farben“ dann von der biochemischen Maschinerie der Zellen produzieren lässt. Werkzeuge zum Einschleusen von Genen in lebende Zellen sind in der Grundlagenforschung etabliert. Sie heißen Gentransfervektoren („Gentaxis“) und gehen auf Viren zurück, die sich darauf spezialisiert haben, ihre krankmachenden Gene in Zellen einzubauen. Auch die UKE-Forscher griffen auf Transfervektoren zurück, die sie allerdings ihren Zwecken angepasst haben. „Wir nahmen Vektoren, die von Lentiviren, deren bekanntester Vertreter das menschliche HIVirus ist, abstammen. Daraus entwickelten wir ein modulares, dem Baukastenprinzip folgendes Vektorsystem, welches sich für eine Reihe unterschiedlicher Anwendungen eignet“, erklärt Dr. Kristoffer Riecken. Der Name dafür lag quasi auf der Hand: LeGO-Vektoren. „Mittlerweile ist unser LeGO-System sehr populär und wurde bereits für mehr als 150 wissenschaftliche Publikationen weltweit benutzt.“

 Die Fracht für die Vektoren stammt vielfach aus dem Meer: Korallen, Quallen und andere Organismen haben fluoreszierende Proteine entwickelt, die wie Textmarker leuchten, wenn sie mit kurzwelligem Licht angeregt werden. Für das geplante Vorhaben reichte die zur Verfügung stehende molekulare Farbpalette aber nicht aus, die Zahl der unterscheidbaren farbigen Marker war zu beschränkt. „Bei der Untersuchung der Entstehung, Entwicklung und Therapie bösartiger Krankheiten ist es wichtig, möglichst viele Zellen parallel zu verfolgen, um die Variabilität der Zellklone darstellen zu können“, erläutert Fehse.

Wie aber lässt sich mit der begrenzten Zahl unterscheidbarer Fluoreszenzproteine eine möglichst große Zahl unterschiedlicher Zellklone so markieren, dass sie sich gut voneinander unterscheiden lassen? „Die Idee war, aus den Grundfarben Rot, Grün und Blau jede beliebige Mischfarbe zu generieren, ganz so wie es ein Fernseher oder ein Computerbildschirm machen“, sagt Kristoffer Riecken. Aber kann man dieses Prinzip tatsächlich auf die Zellmarkierung mit Fluoreszenzproteinen übertragen? Um das zu prüfen, infizierten die Ärzte schließlich Zellkulturen mit LeGO-Vektoren, die jeweils ein Fluoreszenzprotein mit einer der drei Grundfarben enthielten. Nachdem die Zellen einige Tage gewachsen waren – und die jeweils individuelle Mischung ihrer neuen Farbgene bei jeder Teilung an die Tochterzellen weitergegeben hatten –, wurden die Zellkulturen im abgedunkelten Labor mit kurzwelligem Licht bestrahlt. Dr. Riecken: „Der Blick durchs Mikroskop war ein Aha-Erlebnis. Die Zellen waren tatsächlich bunt!“

 Aufgrund unterschiedlicher Mischverhältnisse der Grundfarben entwickelte jede Zelle ihre eigene Farbe – verteilt über den gesamten Bereich aller sichtbaren Farben. In Anlehnung an die Farbgebung nannten die Forscher ihre neue Methode RGB-Marking. „Im nächsten Schritt mussten wir nachweisen, dass das RGB-Marking auch die Analyse maligner Erkrankungen im lebenden Organismus erlaubt“, sagt Prof. Fehse. Auch das gelang – am Beispiel von Lebertumoren und in Kooperation mit UKE-Wissenschaftlern im SFB 841 „Leberentzündungen“. Inzwischen hat das umtriebige Duo Fehse/Riecken ein Netzwerk von Kooperationen im UKE und mit internationalen Partnern etabliert, um die Heterogenität entstehender Tumoren zu untersuchen.


Pressemitteilung vom 1. Januar 2017

Neue Wege in der Krebstherapie: Genetischer Schlüssel

Revolution in der Krebstherapie? Möglicherweise ist nicht der Ort des Tumors entscheidend für die Behandlungsstrategie, sondern die genetische Landkarte, die jeden Tumor einzigartig macht. Frank Hohensee könnte von dem neuen Wissen profitieren.

Austherapiert: Seit er 2014 erfuhr, dass bei seinem hoch aggressiven Tumor zunächst nicht einmal klar ist, ob er in der Blase, der Prostata oder dem Darm sitzt, hat Hohensee (41), Vater von drei Kindern, dieses Unwort oft gehört. Von der ersten klinischen Untersuchung bis zur Erkenntnis, dass auch die Lymphknoten massiv befallen sind und sich bereits Metastasen im Körper ausbreiten, vergingen nur 48 Stunden. Der Tumor sei zu groß für eine Operation, erklärte man ihm. „Es hat uns den Boden unter den Füßen weggerissen“, sagt seine Frau Daniela (36).

 Im Februar 2016 kam Hohensee das erste Mal in die Martini-Klinik. Seitdem ist alles anders. Er wurde zunächst mit einer Hormontherapie behandelt, die den Tumor verkleinerte, sodass eine Operation möglich wurde. Anschließend erhielt er eine Chemotherapie. Als die etablierte Behandlung ausgereizt war und der Tumor in die Leber streute, begann seine individuelle, genspezifische Therapie. „Jeder Patient ist ein neues Lehrbuch“, sagt Prof. Dr. Thorsten Schlomm aus der Martini-Klinik, der zusammen mit Priv.-Doz. Dr. Gunhild von Amsberg, Onkologische Klinik, Frank Hohensee versorgt.

„Wie bei Google Earth fährt man jeweils alle Straßen des Genoms ab, sucht nach Brüchen, Genfusionen, Mutationen, die dort nicht hingehören. Und dann macht man eine Navigation daraus, mit welchem Medikament die wichtigste Genveränderung zu erreichen und bestmöglich zu behandeln ist.“ Weltweit werden diese Gensequenzierungen gesammelt, die Wege entschlüsselt: sogenannte Pathways, die auch bei der Ausbreitung von Metastasen eine Rolle spielen. Sie ähneln sich bei vielen sequenzierten Tumorarten. Die gesammelten Genprofile werden mit gesunder DNA verglichen und sollen in Zukunft in einem eigens eingerichteten sozialen Netzwerk mit dem Namen „Progether“ Ärzten ebenso wie Prostatakrebs-Patienten zugänglich gemacht werden. „Auf diese Weise werden Therapien optimiert“, sagt Prof. Schlomm, der in einem internationalen Netzwerk von Genforschern, Mathematikern und Ärzten an der Entschlüsselung der Krebsgene und an gezielten Therapien arbeitet.

Die Genomik hat eine neue Ära der individualisierten Krebstherapie eingeläutet, glauben Schlomm und von Amsberg. „Die gesamte DNA eines Menschen zu analysieren ermöglicht uns, die genetischen Schäden zu identifizieren, die Krebs entstehen und sich im Körper ausbreiten lassen. Gleichzeitig werden immer neue genspezifische Medikamente entwickelt, die diese genetischen Schäden nutzen, um gezielt Tumorzellen auszuschalten.“

Das International Cancer Genom Consortium (ICGC) und der The Cancer Genome Atlas (TCGA) haben auf Basis von über 20 000 Krebspatienten einen Katalog genetischer Veränderungen erarbeitet, die für Tumorentstehung und -ausbreitung verantwortlich sind. Auch die Martini-Klink und das Institut für Pathologie sind an dem Forschungsprojekt beteiligt und werten ihre Daten zusammen mit dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg aus.

  Erste Daten weisen darauf hin, dass es nur wenige relevante molekulare Pathways gibt, die etwa für eine Metastasierung verantwortlich sind. Viele Tumoren sind offenbar genetisch verwandt; so ähneln manche Prostatakarzinome genetisch eher Lungenoder Ovarialkarzinomen. „Deshalb sollte man bei der Therapie über den Tellerrand hinaus blicken und sich nicht nur auf die klassischen Prostatakrebstherapien verlassen“, sagt von Amsberg. Ziel der genbasierten Therapie ist es, genetische Pathways individuell und gezielt mit Medikamenten zu blockieren, anstatt jeden Tumor gleich zu behandeln. Für Frank Hohensee war die genbasierte Therapie so etwas wie ein Rettungsanker. Als erster Patient in der Martini-Klinik wird er mit einem genspezifischen Medikament behandelt, das zu seinen genetischen Mustern passt. Ob das für Frank Hohensee der richtige Weg ist und welche weiteren Therapien er benötigt, muss die Zukunft zeigen.


Pressemitteilung vom 1. Dezember 2016

Sport statt Krebs? Studien über den Nutzen eines gesunden Lebensstils zur Krebsprävention

Wer regelmäßig Sport treibt und sich gesund ernährt, kann das Risiko für Krebserkrankungen aktiv senken. Doch gilt das auch für Frauen, die bestimmte Risikogene für Brust- und Eierstockkrebs in sich tragen? UKE-Forscher suchen nach Antworten.

Jedes Jahr erkranken rund 70 000 Frauen in Deutschland an Brustkrebs. Besonders gefährdet sind diejenigen, die veränderte „Breast Cancer Gene“ in sich tragen. „Studien zeigen, dass normalgewichtige und sportlich aktive Frauen deutlich seltener an Brustkrebs erkranken als Frauen, die sich nicht bewegen und übergewichtig sind. Es gibt außerdem Hinweise, dass eine ausgewogene Ernährung das Krebsrisiko positiv beeinflusst – zumindest bei Frauen ohne eine genetische Veranlagung“, erklärt Prof. Dr. Barbara Schmalfeldt, Direktorin der Klinik für Gynäkologie des UKE. „Wir wollen herausfinden, ob ein gesunder Lebensstil auch den Ausbruch von erblich bedingtem Eierstockkrebs verhindern oder die Heilungschancen verbessern kann.“

Gemeinsam mit Medizinern des Hubertus Wald Tumorzentrums – Universitäres Cancer Center Hamburg (UCCH) und weiteren Kooperationspartnern beteiligen sich Prof. Schmalfeldt und ihre Arbeitsgruppe an der deutschlandweiten LIBRE-Studie (Lebensstil-Intervention bei Frauen mit erblichem Brust- und Eierstockkrebs). Parallel dazu entwickeln die Wissenschaftler ein weiteres Versorgungsforschungsprojekt. Dafür erfassen sie grundlegende Daten von Patientinnen mit Eierstockkrebs und teilen sie anschließend in zwei Gruppen ein: eine Kontrollgruppe, die über den Nutzen regelmäßiger Bewegung und gesunder Ernährung aufgeklärt wird, und eine Interventionsgruppe, die zudem ein gezieltes Sport- und Ernährungsprogramm durchläuft. Beide Gruppen werden über drei Jahre beobachtet und miteinander verglichen.

Positive Effekte eines gesunden Lebensstils lassen sich auch bei Prostatakrebs beobachten. Die interdisziplinäre UKE-Arbeitsgruppe „Prostatakrebs und Lebensstil“ um Dr. Matthias Rostock und Dr. Imke Thederan will in einer klinischen Studie untersuchen, ob sich das Rückfallrisiko nach einer Prostataentfernung durch veränderte Lebensgewohnheiten senken lässt. Langfristig sollen beide Studien helfen, ein Präventionskonzept zu entwickeln – um das Ausbruchrisiko von Krebserkrankungen zu senken und die Heilungschancen zu erhöhen.


Pressemitteilung vom 1. November 2016

„Wie CSI im Krankenhaus“

Prof. Dr. Johannes Knobloch ist neuer Leiter der Krankenhaushygiene im UKE. Er will Prozesse analysieren, potentielle Gefahrenquellen identifizieren und Abläufe optimieren. Weiteres Steckenpferd: die Forschung. Mit wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen will Knobloch seinen Bereich stärken und weiterentwickeln.

„Die Krankenhaushygiene arbeitet wie das US-Spurensicherungsteam CSI: eine Spur verfolgen, den Prozess beleuchten, vor Ort sein und Fragen stellen“, sagt Prof. Knobloch. Deshalb will der 47-Jährige zunächst einmal die verschiedenen Prozesse im UKE analysieren, um dann zu prüfen, wo er mit seinem Team schnell und effektiv unterstützen und potentielle Gefahrenquellen reduzieren kann. Damit diese intensive Vor-Ort-Analyse gelingen kann, will Knobloch, der zuletzt Leiter des Zentralinstituts für Krankenhaushygiene der Paracelsus-Kliniken war, den Bereich Krankenhaushygiene im UKE sukzessive erweitern.

Zugleich legt Prof. Knobloch Wert darauf, dass Hygiene nicht nur Aufgabe der Krankenhaushygieniker ist, sondern eine Gemeinschaftsarbeit: „Wir müssen zusammen auf die Einhaltung aller Hygienestandards achten, um die Patientensicherheit langfristig noch weiter zu steigern“, sagt er. Neben der Prozessanalyse und -optimierung wird der neue Leiter einen Schwerpunkt auf die Forschung legen. „In der Hygiene wird noch mehr Evidenz benötigt. Ich freue mich daher, dass ich im UKE die strukturellen Möglichkeiten habe, die Krankenhaushygiene auch wissenschaftlich zu begleiten“, sagt der Arzt, der unmittelbar nach seinem Medizinstudium bereits mehrere Jahre im Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene des UKE gearbeitet hat.

Außerdem will Knobloch sich in die Lehre einbringen. „Hygiene hat viel mit Vorbildfunktion zu tun. Wenn wir es schaffen, durch eine gezielte Lehre junge Vorbilder in Sachen Hygiene zu entwickeln, hätten wir viel im deutschen Gesundheitswesen erreicht.“


Pressemitteilung vom 15.Oktober 2016

Minimalinvasive Mitralklappenrekonstruktion im UHZ: 750. MitraClip-Implantation

Ein Ärzte-Team des Universitären Herzzentrums in Hamburg (UHZ) hat zum 750. Mal ein sogenanntes MitraClip-System erfolgreich implantiert und damit eine Mitralklappeninsuffizienz behandelt.

Die Mitralklappe ist eine der vier Klappen des Herzens. Sie besteht aus zwei Segeln und verhindert den Rückfluss von Blut aus der linken Herzkammer in den linken Vorhof. Schließt die Klappe nicht mehr richtig, spricht man von einer Mitralklappeninsuffizienz. Patienten mit einem hohen operativen Risiko setzt der behandelnde Arzt einen kleinen Clip am schlagenden Herzen zwischen die beiden Segel der Mitralklappe, ohne den Brustraum chirurgisch zu öffnen und ohne eine Herz-Lungen- Maschine einzusetzen. Er gelangt bei diesem minimalinvasiven Verfahren über eine Leistenvene bis in das linke Herz, wo der Clip unter Ultraschallsteuerung platziert wird. „Das MitraClip-Verfahren wurde in Europa zuerst am UHZ angewendet, seither sind hier weltweit die meisten Patienten behandelt worden“, sagt Priv.-Doz. Dr. Edith Lubos, Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie.

 

Weitere Informationen über das UHZ Hamburg finden Sie hier.


Pressemitteilung vom 15. September 2016

Starke Partner

Das Hubertus Wald Tumorzentrum – Universitäres Cancer Center Hamburg (UCCH) vereint die mit Krebs beschäftigten Kliniken und Institute im UKE und arbeitet in der Metropolregion Hamburg mit vielen Partnern in Krankenversorgung und Forschung zusammen. Ein Blick hinter die Kulissen.

Bei Heinz-Dieter Eberhardt (69) hat das UKE einen großen Vertrauensvorschuss. „Bis vor drei Jahren bin ich mit einem schweren Ohrenleiden im UKE behandelt worden. Die Therapie war sehr erfolgreich. Als dann 2015 die Diagnose Kehlkopfkrebs folgte, war sofort klar, dass ich nur ins UKE gehe“, erzählt der Flensburger. Eberhardt kommt ins Kopf-Hals-Tumorzentrum und wird in der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (HNO) stationär aufgenommen.

Das Kopf-Hals-Tumorzentrum ist eines von sechs Organkrebszentren des UCCH. Hier werden insbesondere Krebserkrankungen an Kehlkopf, Rachen, Mundhöhle, Speicheldrüsen und Nase versorgt. Zu diesem Zentrum im Zentrum gehören unter anderem HNO- und MKG-Klinik, Radiologie, Strahlentherapie und Pathologie. „Wesentlich für Patienten im UCCH ist, dass sie im Verlauf ihrer Erkrankung nicht von Klinik zu Klinik wandern und alles immer wieder neu erklären müssen, sondern die behandelnden Ärzte- und Pflegeteams die fachübergreifende Versorgung untereinander besprechen und organisieren“, erläutert Prof. Dr. Carsten Bokemeyer, Ärztlicher Direktor der II. Medizinischen Klinik und UCCH-Sprecher. „Mittels elektronischer Patientenakte und regelmäßiger Treffen in unseren Tumorboards besprechen wir jede Krebserkrankung detailliert und stimmen eine gemeinsame, auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende Therapie ab.“

Ein Vorgehen, von dem auch Heinz-Dieter Eberhardt profitiert hat. „Für mich war besonders wichtig, dass mir anfangs die Untersuchungsergebnisse und die Behandlungsmöglichkeiten genau erklärt wurden. Es folgten eine Chemotherapie und eine kombinierte Chemo-Strahlentherapie. Alle Termine wurden für mich organisiert, auch eine notwendige Herzuntersuchung zwischendurch – ich musste mich um nichts kümmern und fühlte mich von Ärzten und Pflegekräften sehr gut versorgt.“

Die Krebsmedizin hat sich in den vergangenen 20 Jahren mit großer Geschwindigkeit entwickelt; Ergebnisse aus der Molekularbiologie und der Genomforschung haben Einzug in die Klinik gefunden. Deutlich mehr Patienten als früher können heute dank einer individuell zugeschnittenen, personalisierten Behandlung erfolgreich behandelt und häufig auch geheilt werden. „Um solche Fortschritte zu erzielen, ist intensive Forschung notwendig“, erläutert Prof. Dr. Jörg Haier, Direktor des UCCH. Diese orientiere sich im UCCH an einem raschen Nutzen für die Patienten sowie an den Bereichen Prävention und Früherkennung. Zu den onkologischen Forschungsschwerpunkten zählen unter anderem die Tumorzellstreuung und -metastasierung, Prostatakrebs, Leukämien und Lymphome, Hirntumore und das breite Feld der Psychoonkologie. Die UCCH-Wissenschaftler in den verschiedenen Kliniken, Instituten und weiteren Einrichtungen innerhalb und außerhalb des UKE sind dabei gut vernetzt, wie Prof. Haier an einem Beispiel erklärt: „Die Forscher können auf rund 50 gemeinschaftlich betriebene Einrichtungen, sogenannte Core Facilities, zugreifen, in denen Biobanken und Gewebesammlungen, Hochdurchsatztechnologien für molekulare und genetische Untersuchungen sowie spezialisierte bildgebende Verfahren zur Verfügung stehen.“

Neben der engen Verzahnung von Forschung und Klinik ist für Prof. Bokemeyer die fach- und berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit der Schlüssel zum Erfolg. „Einer der größten Fortschritte ist, dass die Krebsbehandlung interdisziplinär koordiniert wird und dass damit alle Behandlungskonzepte – also Strahlenbehandlung, medikamentöse Therapie und Operation – in gemeinsamer Abstimmung mit dem Patienten vorgenommen werden und wir damit sehr gute Ergebnisse erzielen.“

Etwa 60 Prozent aller Tumorpatienten werden im Laufe ihrer Erkrankung strahlentherapeutisch behandelt. Das Ambulanzzentrum und die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie bestrahlen zusammen pro Jahr rund 1850 neue Patienten. In den vergangenen Jahren wurden alle Großgeräte der Strahlentherapie erneuert. Der zuletzt ausgetauschte Linearbeschleuniger wurde im März dieses Jahres in Betrieb genommen. Damit ist die Strahlentherapie im UKE eine der modernsten Einrichtungen in Deutschland und auch in Europa. Zu den innovativen Techniken gehören zum Beispiel die bildgesteuerte Strahlentherapie, die es erlaubt, vor jeder Bestrahlung die Lage des Patienten beziehungsweise des Tumors exakt zu überprüfen, und die intensitätsmodulierte Radiotherapie, die es ermöglicht, die Dosisverteilung noch besser an die Tumorausdehnung anzupassen und dabei das gesunde Gewebe maximal zu schonen.

Im März konnte die Behandlung von Heinz-Dieter Eberhardt abgeschlossen werden. „Es ist zum Glück kein Tumor mehr nachweisbar. Ich bin oft noch ein bisschen heiser; aber das gibt sich innerhalb eines Jahres, haben mir die Ärzte versprochen.“ Sein Vertrauen ins UKE ist eindrücklich bestätigt worden. Ehefrau Waltraud Kruse-Eberhardt freut sich, wie gut es ihrem Mann wieder geht. „Ich bin so erleichtert, hatte zwischendurch jeden Tag Todesangst. Jetzt fährt mein Mann wieder Fahrrad und macht selbstständig seine Einkäufe – das ist wunderbar!“

 

Die Deutsche Krebshilfe hat das UCCH im Juli erneut als einziges Onkologisches Spitzenzentrum in Norddeutschland ausgezeichnet. 40 UKE-Einrichtungen sowie 11 Kliniken und 15 niedergelassene Kooperationspartner aus der Metropolregion Hamburg gehören zum UCCH. Rund 15 000 Patienten werden jährlich stationär und ambulant versorgt.


Pressemitteilung vom 1. September 2016

Leber hilft bei Nanotherapie: 14 Millionen Euro Startgeld für neuen Behandlungsansatz

Spezielle Leberzellen können künftig helfen, Autoimmunerkrankungen besser als bisher zu behandeln: Ein neuer Therapieansatz aus dem Sonderforschungsbereich 841 „Leberentzündung“ hat den Sprung aus der Grundlagenforschung geschafft.

Multiple Sklerose schädigt die Nerven, Schuppenflechte die Haut und entzündliches Rheuma die Gelenke – bei Autoimmunkrankheiten erkennt das Immunsystem körpereigenes Gewebe irrtümlich als zu bekämpfenden Fremdkörper. Dies löst schwere Entzündungsreaktionen aus, die zu Schäden an den betroffenen Organen führen. In einem gesunden Organismus können sogenannte regulatorische T-Zellen (Tregs) zu starke Aktivitäten des Immunsystems abschwächen und so die Entstehung von Autoimmunerkrankungen verhindern.

Die SFB-841-Wissenschaftler um Prof. Dr. Johannes Herkel haben herausgefunden, dass solche schützenden Tregs bevorzugt in der Leber gebildet werden. Dabei spielen die Endothelzellen in der Leber die entscheidende Rolle, indem sie entzündungsfördernde T-Zellen zu entzündungshemmenden Tregs umprogrammieren. Durch diesen Befund wurde es möglich, einen neuartigen Behandlungsansatz zur gezielten Therapie von Autoimmunkrankheiten – auch außerhalb der Leber – zu entwickeln.

Dabei werden krankheitsauslösende Eiweiße mit Hilfe von Nanopartikeln selektiv in die Leberendothelzellen eingeschleust. Kommen T-Zellen dann in der Leber mit solch Eiweiß-beladenen Endothelzellen in Kontakt, werden sie zu Tregs programmiert, die die Autoimmunerkrankung spezifisch unterdrücken können. Dass dieses neuartige Prinzip hochwirksam ist, wiesen die Wissenschaftler des Sonderforschungsbereichs bereits im Modell an einer der Multiplen Sklerose ähnlichen Erkrankung nach.

Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wird nun beim Menschen die Sicherheit des neuartigen Behandlungsansatzes getestet. Ein Konsortium internationaler Kapitalgeber fand diesen Therapieansatz so überzeugend, dass es 14 Millionen Euro an Wagniskapital bereitstellte. Hiermit wurde nun die Topas Therapeutics GmbH gegründet, welche die Nanotherapie für andere Erkrankungen weiterentwickeln soll.


Pressemitteilung vom 1. September 2016

Einmal zum Mars und zurück: Kooperationsprojekt „Heart in Space“ zwischen UHZ und NASA

2018 startet das erste Astronautenteam zum Mars. Prof. Dr. Sonja Schrepfer vom Universitären Herzzentrum erhielt von der NASA einen Forschungsauftrag, in dem der Einfluss der Schwerelosigkeit auf das kardiovaskuläre System untersucht wird.

Einmal den roten Planten umrunden – mit der Marsmission der NASA geht ein lang ersehnter Menschheitstraum in Erfüllung. Zwei Astronauten werden in einer kleinen Kapsel Richtung roter Planet fliegen und knapp drei Jahre unterwegs sein. Nie zuvor haben Menschen so viel Zeit im All verbracht. „Welche gesundheitlichen Konsequenzen die Schwerelosigkeit für das Gefäßsystem der Astronauten bedeutet, ist bisher kaum erforscht“, erklärt Prof. Schrepfer, Leiterin des mit 750 000 Dollar dotierten Forschungsprojekts „Heart in Space“ und des TSI-Labors im UHZ. Acht Wissenschaftler aus Medizin, Biotechnologie, Space Medicine, Physik und Biologie sind nun bei der NASA in San Francisco im Einsatz, um neue Erkenntnisse zu gewinnen.

 Die Vermutung der Wissenschaftler: Permanente Gravitation wirkt sich negativ auf Herz und Gefäße aus und kann Erkrankungen wie Schlaganfälle und Herzinfarkte begünstigen. Um dies zu überprüfen, führten sie zunächst spezielle Zellkulturexperimente durch, in denen menschliche Muskelzellen aus Herzgefäßen in künstliche Schwerelosigkeit versetzt werden. Das Ergebnis: Die Zellen veränderten ihr Stadium so, dass sie sich rasant vermehrten und nicht den natürlichen Zelltod starben, um neuen Zellen Platz zu machen. Dadurch verengte sich der Gefäßquerschnitt und es drohte eine Gefäßstenose.

Ihre Erkenntnisse aus der Simulation wollen die Forscher jetzt in Modellversuchen validieren. Hierfür nutzen sie Gewebeproben von Mäusen, die bereits einen Monat auf der Internationalen Raumstation ISS in Schwerelosigkeit verbracht haben. Auch an möglichen Therapien wird bereits intensiv geforscht. Prof. Schrepfer und ihr Team am Universitären Herzzentrum haben ein Molekül identifiziert, das den Prozess des Gefäßverschlusses aufhalten könnte. Mit einer klinischen Studie wollen sie noch in diesem Jahr prüfen, ob sich der Therapieansatz auch für Menschen eignet.

 


Pressemitteilung vom 15. Mai 2016

Rettende Stammzelltransplantation

Alle freuen sich aufs neue Kinder-UKE. Doch bereits in der jetzigen Klinik für Kinder- und Jugendmedizin wird Spitzenmedizin geleistet. So haben seit 1990 mehr als 500 Mädchen und Jungen in Zusammenarbeit mit der Interdisziplinären Klinik für Stammzelltransplantation eine Knochenmark- oder Stammzelltransplantation erhalten. Damit gehört die Pädiatrische Onkologie und Hämatologie zu Deutschlands größten Zentren.

Für einige meist krebskranke Kinder können sie die Rettung sein: Blutstammzell- oder Knochen- marktransplantationen (KMT). Sie sind eine wichtige Behandlungsmethode bei Leukämien, angeborenen Blutbildungsstörungen oder schweren Immundefekten. Für eine solche Transplantation wird ein passender, sogenannter HLA-identischer Spender benötigt. Dies kann entweder ein Geschwister oder ein unverwandter Spender sein. Findet man keinen passenden Spender, ist die HLA-haploidente Stammzelltransplantation von Mutter oder Vater eine Möglichkeit. Das Kind ist zu ihnen haploident, das heißt halbidentisch, da es seine HLA-Gene zur Hälfte von jeweils einem Elternteil bekommt. Zwölf Prozent aller Knochenmark- und Stammzellspenden stammen inzwischen von den Eltern.

  Ein Forscherteam um Prof. Dr. Ingo Müller untersucht, ob und warum ein Elternteil als Spender besser geeignet ist als der andere. „Bis vor wenigen Jahren gingen wir davon aus, dass Väter die besseren Spender sind; inzwischen wissen wir, dass es meist genau andersherum ist“, erläutert der Leiter der Pädiatrischen Stammzelltherapie. „Wir haben Hinweise darauf gefunden, dass hierbei während der Schwangerschaft vom Kind auf die Mutter übertragene Zellen eine entscheidende Rolle spielen. Kindliche Zellen finden sich bei etwa der Hälfte der Mütter. Diese sind dann die besten Spenderinnen in der untersuchten Patientenkohorte.“

Besonders stark war der Unterschied bei leukämiekranken Kindern. Ihre Überlebensrate war um 40 Prozent höher, wenn das Blut der spendenden Mutter viele kindliche Zellen aufwies. Prof. Müller: „Welche immunologischen Mechanismen dem zugrunde liegen, wollen wir jetzt zusammen mit KMT-Forschungsleiter Prof. Dr. Boris Fehse in einer bundesweiten Untersuchung prüfen. Daran nehmen in den kommenden zwei Jahren die zehn größten Behandlungszentren in Deutschland teil.“

 

Aus der Pressemitteilung zum Neubau des Kinder-UKE :

 Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) hat mit dem Bau seiner neuen Universitären Kinderklinik begonnen, im Herbst 2017 können die ersten Patienten behandelt werden. Die Klinik verfügt über eine Nutzfläche von 10.449 qm und 138 vollstationäre sowie 14 teilstationäre Behandlungsplätze. Die Räume sind liebevoll gestaltet, bieten Übernachtungsmöglichkeiten für die Eltern in jedem Patientenzimmer. Dazu kommen weitere Aufenthaltsräume und Spielzimmer. Die Kinder und Jugendlichen werden jeweils mit Gleichaltrigen in einem Zimmer liegen; WLAN gehört zur Standard-Ausrüstung.

Die verschiedenen Fachdisziplinen können in der neuen Kinderklinik optimal zusammenarbeiten. Die Zentrale Kindernotaufnahme im Erdgeschoss bekommt eine eigene Zufahrt; Nachbar der Notaufnahme wird die Radiologie, so dass im Notfall eine schnelle Bildgebung gewährleistet ist. Die Physiotherapie, die onkologische Ambulanz, die Tagesklinik, die Dialyse, die Cafeteria und der Kinderklinik-Hörsaal sind ebenfalls im Erdgeschoss untergebracht.

 

Die Universitäre Kinderklinik in Zahlen

• 152 Betten inklusive 14 Betten Tagesklinik

• 20 Intensivbetten für die Kinderintensivstation

• 6 KMT-Betten für Patienten nach einer Knochenmarktransplantation

• 3 Operationssäle, darunter ein Hybrid-OP

• 2 Tageskliniken, darunter die einzige onkologische Tagesklinik der Metropolregion Hamburg

• 69,5 Millionen Euro kostet die neue Kinderklinik

• 20 Millionen Euro beträgt der Anteil der Freien und Hansestadt Hamburg an den Baukosten

• 13.400 m³ Beton und 1.500 t Stahl werden verbaut

• 150.000 m Starkstromkabel werden verlegt

• 24 m Kronendurchmesser hat die große Hainbuche im Innenhof der neuen Klinik  

 


Pressemitteilung vom 15. März 2016

Für maximale Sicherheit

Nach zwei Jahren umfangreicher Baumaßnahmen ist die Krankenhausapotheke des UKE jetzt noch moderner. Alle Abläufe von den Raumbedingungen zur Herstellung von Medikamenten bis zu den Gerätschaften wurden auf internationalen Industriestandard gebracht. Die Gesamtkosten lagen bei rund sieben Millionen Euro.

Auf Nummer sicher

Für Patienten des Onkologischen Zentrums werden jährlich mehr als 50 000 Chemotherapielösungen hergestellt. Die Zytostatika (Zellgifte), die Tumorzellen bekämpfen, können für gesunde Menschen schädlich sein. Daher werden sie in speziellen Isolatoren produziert, die hermetisch verschlossen sind, sodass Sterilität gewährleistet ist und toxische Stoffe keinesfalls nach außen dringen.

Die Mitarbeiter schlüpfen im Isolator in ein spezielles Handschuhsystem. So sind sie zu 100 Prozent vor einem direkten Kontakt mit toxischen Materialien geschützt. Sicherheit stand beim Apothekenumbau stets an erster Stelle Bevor die verpackten Einzeldosen an die Stationen ausgeliefert werden, stellten die Pharmazeutisch- Technische Assistenten (PTA) am optischen Kontrollgerät sicher, dass sich jedes Medikament in der richtigen Tüte befindet.

 Im Fokus der Modernisierungen standen die Herstellungsräume, in denen sterile Arzneien wie Tumortherapielösungen, Infusionen oder Schmerzmittel unter höchsten Reinheitsbedingungen produziert werden. „Wir freuen uns, dass wir den Umbau in so kurzer Zeit erfolgreich abschließen konnten. Damit sind wir für den wachsenden Bedarf des UKE in den nächsten Jahren sehr gut aufgestellt“, sagt Apothekenleiter Dr. Michael Baehr.

 Über ein mehrstufiges Schleusensystem gelangen die Mitarbeiter in den neuen aseptischen Herstellungsbereich, in dem toxische und aseptische Lösungen in streng voneinander getrennten Räumen produziert werden. Jede Schleuse verfügt über ein Filter- und Lüftungssystem, das beim Betreten verbrauchte Luft innerhalb von drei Minuten absaugt und frische Luft einbläst. Ziel ist es, in jeder Etappe Partikel abzustreifen, die potentielle Keimträger sind. Auch das zur Herstellung benötigte Material muss verschiedene Schleusen passieren, bevor es verarbeitet werden kann. Wie sauber die Luft in den Herstellungsbereichen ist, kontrolliert ein Monitoringsystem, das ständig Feuchtigkeit, Luftströme und Temperatur misst. Von den Mitarbeitern werden diese komplexen Arbeitsabläufe strikt eingehalten. Schließlich geht es um die eigene Gesundheit – und insbesondere um die Sicherheit der Patienten.

Einzeln verpackt

 Die elektronische Arzneimittelversorgung gehört im UKE zum Alltag. Klinische Pharmazeuten überprüfen jede neue Verordnung und geben sie in der digitalen Patientenakte frei. Täglich werden rund 10 000 Einzeldosen maschinell verpackt und an 71 Stationen und die Zentrale Notaufnahme ausgeliefert. Gesteuert wird der automatische Prozess durch Pharmazeutisch- Technische Assistenten (PTA) .

 Komplett steril

 Unter mehreren Laminarflowgeräten werden sterile Arzneien wie Lösungen zur Schmerztherapie oder Perfusorspritzen unter höchsten Reinraumbedingungen hergestellt. Hier entstehen jährlich, auch rund 20 000 Beutel zur parenteralen Ernährung von Früh- und Neugeborenen. Vier Schleusen, spezielle Luftfilter und Kleidung garantieren totale Sterilität

Keime abgetötet

 Neu ist ebenfalls der Autoklav. Darin werden Präparate wie Lokalanästhetika oder Infusionslösungen, die in den Reinräumen hergestellt wurden, sterilisiert. Alle Materialien, die verarbeitet werden, passieren zuvor sogenannte Materialschleusen, wo sie verschiedene Reinigungsstufen durchlaufen


Pressemitteilung vom 1. März 2016

Zusammenspiel der Sinne

Neuroforscher maßgeblich an internationalem Sonderforschungsbereich beteiligt

Wie fügen sich Sehen, Hören und Tasten im Gehirn zu einem Gesamteindruck zusammen? Das ist eine der spannenden Fragen, mit denen sich Neurowissenschaftler aus dem UKE in einem neuen internationalen Sonderforschungsbereich beschäftigen.

„Das langfristige Ziel unserer Forschung ist es, die Grundlagen des crossmodalen Lernens zu verstehen und zur Verbesserung künstlicher intelligenter Systeme zu nutzen“, sagt Prof. Dr. Andreas K. Engel vom Institut für Neurophysiologie und Pathophysiologie. Crossmodales Lernen sei wichtig, damit Menschen ihre Umwelt verstehen können. „Zum Beispiel dann, wenn es darum geht, das Schreiben, Lesen oder Greifen zu lernen oder Objekte zu manipulieren. Bei all diesen Tätigkeiten müssen die Signale der verschiedenen Sinne im Gehirn zeitgleich verarbeitet und miteinander integriert werden.“ Computer könnten das bislang nur sehr unzureichend. „Wir wollen das nun vom menschlichen Gehirn lernen und schließlich die Arbeitsweise von Computern und Robotern verbessern“, so Prof. Engel. Ein konkretes Ziel sei es beispielsweise, das Erkennen von Personen und Objekten durch das gleichzeitige Verarbeiten verschiedener Sinneseindrücke robuster und weniger fehleranfällig zu machen.

 Gefördert werden die Neurowissenschaftler des UKE im Rahmen eines Forschungsverbundes, der Modellcharakter hat: Das mit dem Kürzel „TRR 169“ gekennzeichnete Vorhaben (Projektname: „Crossmodales Lernen: Adaptivität, Prädiktion und Interaktion“) ist einer der wenigen internationalen Transregio- Sonderforschungsbereiche, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert werden. Partner der UKE-Forscher sind neben Kollegen aus den Fachbereichen Informatik und Psychologie der Universität Hamburg nur Wissenschaftler aus China (Chinese Academy of Sciences, Tsinghua University, Beijing Normal University, Peking University). Das auf maximal zwölf Jahre angelegte Vorhaben wird in der ersten Förderperiode bis Ende 2019 finanziert. Für die Arbeiten der 20 UKE-Forscher stehen in diesem Zeitraum rund 3,4 Millionen Euro zur Verfügung. Bei sieben der insgesamt 16 wissenschaftlichen Teilprojekte sowie der dazugehörigen Graduiertenschule stellt das UKE den deutschen Vertreter des Leitungsteams. Neben Prof. Engel, der dem SFB-Vorstand angehört, sind dies Prof. Dr. Christian Gerloff, Dr. Friedhelm Hummel (Neurologie), Dr. Guido Nolte (Neurophysiologie), Prof. Dr. Claus Hilgetag (Computational Neuroscience), Dr. Michael Rose und Dr. Jan Gläscher (Systemische Neurowissenschaften).


Pressemitteilung vom 1. Februar 2016

Antibiotika bei Appendizitis - Es geht auch ohne Operation!

Seit rund 100 Jahren ist die Operation bei Blinddarmentzündungen Standard. Neue Studien bringen diese Sicht ins Wanken. Auch die Mediziner der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie des UKE schauen genau hin, bevor sie zum Skalpell greifen. Bei leichten Verläufen kommen Antibiotika zum Einsatz.

Als Petra Boldt vor knapp zwei Jahren mit starken Schmerzen im rechten Unterbauch und Erbrechen in die Notaufnahme des UKE kommt, steht die Diagnose schnell fest: Blinddarmentzündung. „In mir stieg sofort Panik auf, operiert werden zu müssen und tagelang im Krankenhaus zu liegen“, erinnert sich die 53-Jährige, die im Oberarztsekretariat der Chirurgischen Klinik des UKE beschäftigt ist. Doch ihr Chef und behandelnder Arzt, Prof. Jakob Izbicki, entscheidet anders. Er will es mit Antibiotika versuchen – und rüttelt an einem Jahrzehnte alten Dogma.

Dabei erscheint die Methode plausibel, wenn man bedenkt, dass Blinddarmentzündungen durch Bakterien ausgelöst werden, die sich bekanntermaßen mit Antibiotika bekämpfen lassen. Vor 20 Jahren traute sich Prof. Izbicki erstmals, eine unkomplizierte Appendizitis so zu behandeln. Mittlerweile geben ihm und seinem Team aktuelle Studien recht. In einer finnischen Untersuchung behandelten die Ärzte einer Uniklinik 73 Prozent einer Patientengruppe mit leichter Blinddarmentzündung erfolgreich mit Antibiotika. Die restlichen 27 Prozent mussten im Laufe des Folgejahrs zwar operiert werden, jedoch mit weniger Komplikationen als gewöhnlich. „Auch, wenn die Versagerrate leicht über dem Zielwert von 24 Prozent lag, zeigen die Ergebnisse, dass es sich hier um eine alternative Therapie handelt“, sagt Dr. Alexandra König, Oberärztin in der Chirurgischen Klinik des UKE.

 Die entscheidende Herausforderung liegt darin, die komplizierte von der unkomplizierten Variante auf Anhieb zu unterscheiden. „Hier ist viel klinische Erfahrung des Arztes gefragt“, betont Dr. König. Auch Ultraschalluntersuchungen, Laborwerte oder Computertomographien liefern wichtige Hinweise. Doch damit sich diese Therapieform bei milden Krankheitsverläufen tatsächlich durchsetzen kann, sind Langzeitstudien gefragt, die zeigen, dass Antibiotika auch auf Dauer heilen können. Für dieses Jahr ist im UKE eine randomisierte Studie geplant, die genau diese Lücke schließen soll. „Wenn uns dieser Beweis gelingt, hoffen wir, künftig zwei Drittel der Patienten mit Blinddarmentzündung eine Operation ersparen zu können“, sagt Dr. König.

 Bei Petra Boldt hat es geklappt. Bereits nach 24 Stunden auf Station, wo sie ein Antibiotikum per Infusion erhält, darf sie nach Hause. Wenige Tage später ist sie wieder vollkommen fit und sitzt im Oberarztsekretariat des UKE. „Ich hatte riesiges Glück“, sagt sie heute – und wünscht das zukünftig auch vielen anderen Blinddarmpatienten.


Pressemitteilung vom 15. Januar 2016

Neue Therapieoption bei Leukämie im Test - Krebszellen gezielt ausschalten

Nach fünf Jahren intensiver Forschungsarbeit ist es Priv.-Doz. Dr. Dr. Sonja Loges und ihrem Team gelungen, einen maßgeschneiderten Therapieansatz für Leukämiepatienten zu entwickeln. Das neue Medikament, das Tumorzellen ersten Erkenntnissen nach überlistet und ihr Wachstum stoppt, wird derzeit in einer klinischen Studie getestet.

Warum hilft eine Chemotherapie manchen Leukämiepatienten und andere sprechen gar nicht darauf an? Diesem Rätsel sind Dr. Loges und ihre Arbeitsgruppe in der II. Medizinischen Klinik und am Institut für Tumorbiologie auf die Spur gekommen. Bei ihren Untersuchungen eines Studienkollektivs krebskranker Patienten entdeckten sie, dass die Aktivierung eines Eiweißmoleküls, des sogenannten Axl-Rezeptors, die Leukämiezellen widerstandsfähig und unempfindlich gegenüber Chemotherapie macht. „Wir fanden heraus, dass etwa 50 Prozent der Patienten diesen Rezeptor bildeten und im Vergleich deutlich schlechtere Überlebenschancen hatten“, erklärt die Krebsspezialistin.

 In enger Zusammenarbeit mit einer norwegischen Firma gelang es der Arbeitsgruppe, ein Blockademolekül zu entwickeln. Bei dem Wirkstoff handelt es sich um einen kleinen molekularen Hemmstoff, der in die Zelle eindringt und dort die Signalübertragung über den Axl-Rezeptor stört. Erste Laboruntersuchungen zeigten, dass der Mechanismus funktioniert: Der neue Wirkstoff machte die Leukämiezellen tatsächlich empfindlicher für eine Chemotherapie. Nicht nur das: Die Wissenschaftler stellten fest, dass das Medikament auch ohne Chemotherapie seine Wirkung entfaltete und die Leukämiezellen in den Zelltod trieb.

 Dass die Forschungen auf konkreten Patientendaten basierten, war nicht nur ein glücklicher Zufall. Vielmehr sind Wissenschaft und Klinik für Dr. Loges untrennbar miteinander verwoben. „Meine Arbeit ist darauf ausgerichtet, neue, relevante Therapien zu entwickeln. Dafür wechsele ich regelmäßig zwischen Labor und Patientenzimmer“, sagt sie. Als approbierte Ärztin und promovierte Biochemikerin leitet Sonja Loges eine zehnköpfige wissenschaftliche Arbeitsgruppe, die eine Brücke zwischen dem grundlagenwissenschaftlichen Institut für Tumorbiologie und der II. Medizinischen Klinik im Onkozentrum bildet. „Diese Brückenfunktion ermöglicht es uns, direkt mit Patienten zu forschen, die wir behandeln, und ihnen die Ergebnisse unserer Studien zu Gute kommen zu lassen“, erklärt Dr. Loges.

 Im Falle der chemotherapieresistenten Leukämieform scheint der Arbeitsgruppe genau das gelungen zu sein. Aktuell wurden neun Patienten weltweit im Rahmen der Phase-1-Studie mit dem neuen Medikament behandelt, drei davon im UKE. „Es geht jetzt in erster Linie darum, die maximal verträgliche Dosis zu finden und auf die Nebenwirkungen zu schauen“, erklärt Dr. Loges die aktuelle Studienphase. Vier Tage lang werden die Teilnehmer auf Station behandelt. Anschließend können sie die Tablette zu Hause einnehmen und kommen regelmäßig zur Kontrolle in die Klinik. Die ersten Ergebnisse sind durchweg positiv. „Unsere Laboruntersuchungen zeigten bei zwei Patienten, dass der Rezeptor bereits nach drei Wochen vollständig gehemmt und inaktiv war“, so die Wissenschaftlerin. Die Hoffnung geht dahin, das Fortschreiten der Krankheit zukünftig aufhalten zu können.

 Flankiert wird die Studie durch ein transnationales Begleitforschungsprogramm in Zusammenarbeit mit einem norwegischen Labor, um die exakte Wirkweise des neuen Medikaments zu verstehen und die Ergebnisse zu überprüfen. Dafür werden Zellen der behandelten Patienten entnommen und im Labor analysiert. Gleichzeitig haben sich die Wissenschaftler im Rahmen des Programms vorgenommen, neue Biomarker aufzuspüren, die Aufschluss darüber geben, ob bestimmte Therapieformen für einen Patienten erfolgversprechend sind oder nicht. „Wenn wir diese Frage schon im Vorhinein klären könnten, ließen sich manchen Patientengruppen unnötige Nebenwirkungen ersparen“, erklärt Dr. Loges. Auch dies sei ein zentraler Aspekt der personalisierten Medizin und Voraussetzung dafür, Krebspatienten zukünftig auf Anhieb maßgeschneiderte Therapien anzubieten. Mit den Forschungen und Tests zum neuen Wirkstoff gegen Krebs ist den Wissenschaftlern bereits ein entscheidender Schritt in diese Richtung gelungen. Demnächst geht die Studie in ihre zweite Phase. Dann wird eine Patientengruppe mit der höchst tolerierbaren Dosis behandelt und genau auf die Effektivität der Therapie geschaut. „Wir gehen noch nicht davon aus, dass das neue Medikament die Leukämie heilen kann. Aber gerade für Patienten, die keine andere Therapieoption haben, ist das neue Präparat ein wichtiger Hoffnungsschimmer, da es das Fortschreiten der Krankheit auch ohne zusätzliche Chemotherapie möglicherweise aufhalten kann“, sagt Dr. Loges.

 Für die Zukunft wünscht sie sich, noch weitere spezifische Behandlungsansätze zu finden und sie mit bestehenden Therapien zu kombinieren – um dem Krebs noch gezielter und mit geballter Kraft den Kampf anzusagen.


Pressemitteilung vom 15. Dezember 2015

Blick ins Herz ungeborender Kinder

Radiologen entwickeln neue Aufnahmetechnik

UKE-Forscher haben ein neues Verfahren zur Steuerung von MRT-Geräten entwickelt. Dank Ultraschalltechnik können die sogenannten Kernspinaufnahmen nun mit der fetalen Herzbewegung synchronisiert werden. So ist es möglich, die Funktion der Herzen Ungeborener mit bislang unerreichter Qualität zu beurteilen.

Fabian Kording zeigt auf eine schwarze Plastikbox im Pralinenschachtelformat. Neben Schaltern und Leuchtdioden ist ein Kabel, an dessen Ende ein Ultraschallkopf hängt, das auffälligste Merkmal. Die unscheinbare Box repräsentiert das Ergebnis jahrelanger Entwicklungsarbeit des aus der Forschung entstandenen Projektes „sMaRT-sync“. Und wenn es so laufen wird, wie das Forschungsteam aus dem Zentrum für Radiologie und Endoskopie hofft, könnte die mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) entstandene Technologie die medizinische Bildgebung revolutionieren. „Das Gerät berechnet mithilfe von Ultraschallsignalen die Herzbewegung und steuert so die MRT-Aufnahmen“, erklärt Prof. Dr. Gerhard Adam.

 Der Direktor der Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des UKE ist der medizinische Berater des Projektes, dessen erstes Ziel es ist, angeborene Herzfehler in Kooperation mit der Klinik für Geburtshilfe bereits vor der Geburt sicher zu diagnostizieren. Die betroffenen Kinder könnten dann unmittelbar nach der Geburt operiert werden, ohne dass wertvolle Zeit für weitere Diagnosen verstreichen muss. „Wir können mit der innovativen Technik mit bisher nicht gekannter Genauigkeit Aufnahmen des Herzens bei Föten im Mutterleib machen“, so Prof. Adam. Dem Mediziner zufolge ist das aber nur ein möglicher von weiteren denkbaren Einsatzbereichen: „Man wird die Technik sicherlich auch als Trigger bei der Herzbildgebung Erwachsener einsetzen können und wahrscheinlich immer auch dann, wenn regelmäßige Bewegungen die Bildgebung beeinflussen, etwa die Atmung oder die Bewegungen von Zwerchfell und Leber.“

 Denn Fabian Kording und das von ihm geleitete Entwicklungsteam haben im Bereich der medizinischen Bildgebung ein grundsätzliches Problem gelöst, das auch viele Fotografen in ähnlicher Weise kennen: Ist eine Bewegung zu schnell für eine Kamera, verwischen die Bilder. Diese „Bewegungsunschärfe“ verursacht mitunter zwar künstlerisch wertvolle Fotos, in der medizinischen Diagnostik werden unscharfe Aufnahmen jedoch nicht gerne gesehen. Um genaue Diagnosen stellen zu können, sollten die mithilfe moderner Bildgebungsverfahren berechneten Körperbilder möglichst scharf und kontrastreich sein. Fotografen können das Problem oft auf einfache Weise lösen: Sie blitzen und frieren so die Bewegung eines Objektes dank einer sehr kurzen Belichtungszeit ein.

 Die UKE-Ingenieure hingegen mussten sich etwas völlig Neues einfallen lassen: Weil sich die Zeit, die ein MRT-Gerät für das Erstellen eines kompletten Bildes benötigt, aufgrund der komplizierten Technologie nicht einfach steigern lässt, verkleinerten sie die Aufgabe, die das Gerät pro Aufnahme zu erledigen hat. Statt eines kompletten Bildes berechnet es in der zur Verfügung stehenden Zeit nun nur einen Teil davon. „Das macht aber nur Sinn bei sich periodisch wiederholenden Bewegungen wie einem schlagenden Herzen“, erklärt Fabian Kording. Und auch nur, wenn man das MRT-Gerät so exakt steuern könne, dass es immer wieder zum gleichen Zeitpunkt des Herzschlagzyklus mit der Arbeit weitermacht und so Stück für Stück das fertige Bild zusammensetzt. „Bei Erwachsenen klebt man dazu Elektroden auf die Brust, leitet ein EKG ab und nutzt dies als Trigger-signal für das MRT“, erklärt Fabian Kording. Bei einem Fötus im Mutterleib geht das nicht. „Dr. Jin Yamamura aus der Radiologie hatte dann die Idee, es mit Ultraschall zu versuchen.“

 Dazu wird mithilfe eines Schallkopfs ein Ultraschallsignal in Richtung Kinderherz gesendet und dann das Echo aufgefangen. Die Herzbewegung verändert dabei die Frequenz des Signals. „Und diese Frequenzänderung, die sogenannte Doppler-Verschiebung, zeigt uns den Zustand des Herzens an.“ Der Rest ist Rechenarbeit für den Computer: Die Einzelaufnahmen aus allen Phasen des Herzschlagzyklus lassen sich dabei sogar in die richtige Reihenfolge bringen und wie bei einem Daumenkino zu einem Video zusammenfügen. „Das zeigt dann den kompletten Herzschlag“, sagt Fabian Kording und lässt die Filmsequenz laufen. „Der Vorteil des MRT ist der im Vergleich zu anderen Bildgebungsverfahren sehr gute Gewebekontrast. Man kann sehr genau erkennen, wo etwas am Herzen nicht stimmt.“

  Bis 2016 soll ein markttauglicher Prototyp des „sMaRT-sync“-Gerätes fertig sein. „Unser Ziel ist es, ein eigenes Unternehmen zu gründen“, sagt Fabian Kording. Die Marktlage für ein solches „vollautomatisches MRT-taugliches Modul für die Herzbildgebung von Ungeborenen und Erwachsenen“ scheint gut: In Europa kommt eines von zehn Neugeborenen mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt. Die schwarze Plastikbox wird eines Tages wahrscheinlich nur noch Geschichte sein: „Die Box ist zu groß und beansprucht in der engen MRT-Röhre zu viel Platz“, so Kording. Ihm schwebt eine kleine schwarze Scheibe vor, die man sich auf den Bauch legen kann und die das MRT drahtlos steuert.


 Pressemitteilung vom 1. November 2015

Jede Minute zählt

Neuer Bluttest beschleunigt Herzinfarkt-Diagnose

Je früher ein Herzinfarkt erkannt wird, desto höher sind die Überlebens- und Heilungschanchen. Mit einem verbesserten Diagnoseverfahren, das UKE-Wissenschaftler im Rahmen der „Biomarkers in Acute Vascular Care“ (BACC) Studie weiterentwickelt haben, lässt sich ein Infarkt bereits binnen einer Stunde sicher entlarven.

Bei Patienten, die mit Brustschmerz und Atemnot in die Notaufnahme kommen, ist Eile geboten. „Es muss möglichst schnell abgeklärt werden, ob sich hinter den Symptomen ein Herzinfarkt verbirgt, um sofort geeignete therapeutische Maßnahmen einzuleiten“, sagt Priv.-Doz. Dr. Dirk Westermann vom Universitären Herzzentrum (UHZ) des UKE. Hierfür seien hochpräzise, zuverlässige und einfach anzuwendende Testverfahren notwendig.

Bisher empfahlen die aktuellen Leitlinien bei Verdacht auf Herzinfarkt, direkt nach der Aufnahme des Patienten und nochmals nach drei Stunden per Bluttest Troponin I zu messen. Dabei handelt es sich um einen Biomarker, der Aufschluss über Schädigungen der Herzmuskelzellen gibt. Jetzt wurde der bereits im UHZ entwickelte Labortest weiter verbessert und jüngst auf dem Kongress der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft‚ (ESC) in London vorgestellt. Der große Vorteil: Der neue Test reduziert das Zeitfenster bis zur endgültigen Diagnose und Einleitung einer ƒTherapie von bisher drei Stunden auf nur 60 Minuten.

Geprüftes Verfahren: Im Rahmen der BACC-Studie untersuchten die UHZ-Wissenscha‚ftler insgesamt 1045 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 65 Jahren, die wegen akutem Brustschmerz in der Notaufnahme des UKE versorgt wurden. Dabei kamen sowohl der herkömmliche Troponin-I-Test mit dreistündiger Wartezeit sowie das neue Testverfahren zum Einsatz. Beim Vergleich beider Methoden stellte sich heraus, dass bereits deutlich geringere Grenzwerte von Troponin I bei der Aufnahme des Patienten genügten, um einen Herzinfarkt zuverlässig festzustellen. „Damit können wir die Diagnostik wesentlich beschleunigen und für den Patienten überlebenswichtige Maßnahmen wie etwa die Herzkatheteruntersuchung zügig durchführen“, erklärt Prof. Dr. Stefan Blankenberg, Direktor der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie.

 Ein zusätzlicher Vergleich mit den Ergebnissen aus der sogenannten BiomarCaREStudie, in der die Troponin- I-Werte der Gesamtbevölkerung erhoben wurden, bestätigte, dass Personen bereits mit einem Troponin-I-Wert über 6 ng/L ein erhöhtes Kreislaufrisiko aufwiesen – bislang lag der Grenzwert bei über 27 ng/L. Auf Grundlage dieser neuen Erkenntnisse wurde der niedrigere Grenzwert nochmals auf die BACC-Studienteilnehmer angewendet. Es stellte sich heraus, dass in dieser Gruppe weniger Menschen gestorben wären, wenn bei der Entscheidung über Weiterbehandlung oder Entlassung bereits die neue diagnostische Methode gegriffen hätte. „Der Test hil‚ft uns, solche Szenarien zukünft‚ig zu verhindern. Er erhöht die Sicherheit, dass wirklich nur gesunde Patienten nach Hause geschickt und die kranken zügig behandelt werden“, betont Dr. Westermann.

An der Chest-Pain-Unit (Brustschmerzeinheit) des UKE ist das neue Schnellverfahren bereits erfolgreich im Einsatz.

 

Universitäres Herzzentrum am UKE


Pressemitteilung vom 03. September 2015

Grundstein für das Kinder-UKE gelegt

 

Anfang September feierte das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)  gemeinsam mit Senatorin Katharina Fegebank, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Freunden und Förderern, dem Generalunternehmer Züblin und vielen Kindern die Grundsteinlegung der neuen Universitären Kinderklinik. Der 69,5 Millionen Euro teure Neubau wird von der Stadt Hamburg, dem UKE und zu einem Drittel aus Spenden finanziert. Die größte Einzelspende kommt von Dr. Michael Otto, der Unternehmer stellt insgesamt zehn Millionen Euro zur Verfügung.
 
Die neue Kinderklinik verfügt über eine Nutzfläche von 10.449 Quadratmetern Grundfläche und 148 Betten. Gemeinsam mit dem zum UKE gehörenden Altonaer Kinderkrankenhaus kann die auf komplexe und seltene Erkrankungen spezialisierte neue Klinik für Kinder- und Jugendmedizin den Versorgungsauftrag, universitäre Spitzenmedizin in der Metropolregion Hamburg anzubieten, optimal erfüllen.
 
Medizinische Schwerpunkte der neuen Kinderklinik sind die Onkologie, schwere neurologische und seltene angeborene Erkrankungen sowie Leber-, Nieren- und Knochenmarktransplantation. Diese Strukturen sind in der jetzigen Kinderklinik des UKE bereits gelegt und in verschiedenen Gebäuden auf dem Campus verteilt. Im neuen Kinder-UKE werden sie ausgebaut. Unter dem Motto: Alles unter einem Dach arbeiten die verschiedenen Fachdisziplinen interdisziplinär zusammen - so wie es im UKE für die erwachsenen Patienten bereits selbstverständlich ist. Die Zentrale Kindernotaufnahme im Erdgeschoss bekommt eine eigene Zufahrt und wird so schneller zu erreichen sein. Nachbar der Notaufnahme wird die Radiologie, so dass bei Bedarf eine schnelle Bildgebung gewährleistet ist.
 
Stand der Bauarbeiten
Seit Mai 2014 wurden alte Gebäude abgerissen. Die Anschlüsse für Fernwärme, Trinkwasser, Schmutzwasser und Strom sind vorbereitet. Der Anschluss für die Rohrpost wurde vom Hauptgebäude des UKE, dem Gebäude O10, bis zur neuen Kinderklinik verlegt. Der für die Bauausführung verantwortliche Generalunternehmer Züblin hat am 20. Mai 2015 mit den Bauarbeiten begonnen. Drei Turmkräne, rund 60 Bauarbeiter und 60 Ingenieure sind derzeit im Einsatz. Der Rohbau des Untergeschosses konnte bereits fertiggestellt werden. Für die weiteren vier Geschosse werden jeweils zwei bis drei Monate benötigt, so dass im Mai/Juni 2016 der Rohbau fertiggestellt sein wird. Im August/September 2016 soll der Innenausbau beginnen. Läuft alles nach Plan, können ab Herbst 2017 die ersten kleinen Patienten in der neuen Kinderklinik behandelt werden.
 
Der Baum als zentrales Element
Im Mittelpunkt des Entwurfes der neuen Kinderklinik der Architekten tsj aus Lübeck steht die 126 Jahre alte Hainbuche. Die kleinen Patientinnen und Patienten sollen sie während ihres Aufenthaltes sehen können. Sie wurde kurz nach der Gründung des Universitätskrankenhauses Eppendorf gepflanzt und hat mittlerweile den Charakter eines Naturdenkmals. Um den Baum trotz der Bauarbeiten erhalten zu können, wurde eine Art "Blumenkasten" gefertigt, der etwa 1800 Quadratmeter Boden enthält. Darüber hinaus sind verschiedene Baumsachverständige gemeinsam mit der Gärtnerei der KFE Facility-Management Eppendorfer GmbH, einer UKE-Tochter, beauftragt, Krone und Wurzeln fachgerecht zu beschneiden. Die Krone hat einen Durchmesser von 24 Metern. Dort sollen bald wieder Vögel nisten.

 
Die Universitäre Kinderklinik in Zahlen
 
• 148 Betten (Potential 152 Betten)
• 14 Tagesklinikbetten, darunter die einzige onkologische Tagesklinik der Metropolregion Hamburg
• 20 Intensivbetten für die Kinderintensivstation
• 6 KMT-Betten für Patienten nach einer Knochenmarktransplantation
• 3 Operationssäle
• 13.400 m³ Beton und 1.500 t Stahl werden verbaut
• 150.000 m Starkstromkabel werden verlegt
• Im vollen Betrieb wird die Klinik 500 bis 600 Mitarbeiter haben, davon 160 Ärzte


Pressemitteilung vom 01. Juni 2015

Verbesserte Technik für Patienten

Kürzere Bestrahlungszeiten, maximale Schonung des umliegenden Gewebes: das UKE hat ein neues Tomotherapiegerät für die Strahlentherapie installiert. Patienten mit Tumorerkrankungen profitieren auf vielfältige Weise von dem neuen Hightech-Gerät.

Seit April steht für die Behandlung von Tumorpatienten am UKE ein neues Bestrahlungsgerät zur Verfügung. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Tomotherapiegerät der neuesten Generation, das erstmals in Deutschland in Betrieb gegangen ist. Die Patienten profitieren vielfältig von dem Hightech- Gerät: „Mit dem neuen System erfolgt eine intensitätsmodulierte Bestrahlung von Tumoren unterschiedlichster Lokalisation. Die jeweils umliegenden Organe können mit dieser Technik maximal geschont werden“, erläutert Priv.-Doz. Dr. Andreas Krüll, Leiter des Ambulanzzentrums des UKE. Ein weiteres Plus: „Durch die Optimierung der Bildgebung und der Bestrahlungsintensität reduziert sich die allgemeine Bestrahlungszeit für den jeweiligen Patienten“, freut sich Prof. Dr. Cordula Petersen, Direktorin der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie. Das Ambulanzzentrum hat die Anschaffung der modernen Tomotherapie- Anlage finanziert. Das neue Gerät ist insbesondere für die Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren, Brust-, Lungen- und Prostatakrebs gedacht.


Pressemitteilung vom 15. März 2015

Hightech für die Neuroradiologie

Im Campus Klinische Forschung: Bildgebung wird nicht nur die neue MPI-Technologie geprüft. Neuroradiologen nutzen weitere Hightechgeräte zu Ausbildungszwecken und untersuchen Möglichkeiten zur Behandlung von Schlaganfällen und Gefäßerweiterungen.

Ein Aneurysma im Gehirn ist lebensbedrohlich. Platzt die sack- oder spindelförmige Ausweitung der Gefäßwand, kann dies unmittelbar zum Tod führen. Wird eine solche krankhafte Gefäßveränderung jedoch rechtzeitig festgestellt, kann dem Patienten geholfen werden. Welche Therapie die jeweils beste ist, testet Prof. Dr. Jens Fiehler, Direktor der Klinik für Neuroradiologische Diagnostik und Intervention, mit seinem Team an speziellen Modellen. „Wir haben im Rahmen des Forschungszentrums Medizintechnik zusammen mit den Kollegen der Technischen Universität Harburg Aneurysma-Modelle an einem 3D-Drucker entwickelt. Diese nutzen wir, um zu entscheiden, welche Behandlungsmöglichkeit zum Einsatz kommen kann. Darüber hinaus kann der Eingriff auch vorab durchgespielt werden.“

Dafür steht eine experimentelle Angiographie-Anlage im Campus Klinische Forschung bereit. „Wir haben die Räumlichkeiten intern nach meinem Vorgänger Hermann-Zeumer-Labor benannt. Wir nutzen sie auch zur Aus- und Weiterbildung. An der Anlage können minimal-invasive Verfahren simuliert werden“, erläutert Prof. Fiehler. Die 3D-Modelle wollen die Neuroradiologen künftig auch am MPI-Scanner testen.

Das neueste Projekt: Um Zeit bei der Intensivbehandlung schwerkranker Schlaganfallpatienten zu gewinnen, erproben die Neuroradiologen Verfahren, die das geschädigte Gehirn kühlen und den Hirndruck reduzieren; das BMBF hat eine halbe Millionen Euro für die Forschungen bewilligt. „Insgesamt stehen Radiologen und Neuroradiologen verschiedene Hightechgeräte zur Verfügung“, bilanziert Prof. Fiehler. „Sie ermöglichen einen intensiven interdisziplinären Austausch mit vielen Kliniken und Instituten innerhalb des UKE, einschließlich des Zentrums für Molekulare Neurobiologie (ZMNH).“


Pressemitteilung vom 01. März 2015

Nicht nur geheilt – auch gesund

Patienten mit Kopf- oder Halstumoren haben heute gute Chancen, geheilt zu werden. Aber wie steht es um ihre Lebensqualität nach der Behandlung? Ein Team aus UKE-Ärzten um Priv.-Doz. Dr. Silke Tribius, Ambulanzzentrum und Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, ist dieser Frage in einer Studie nachgegangen.

„Hätte ich gewusst, was nach der Therapie auf mich zukommt, wäre ich lieber an meinem Tumor gestorben.“ Seit Dr. Tribius als junge Medizinstudentin in den USA von einem Patienten diesen Satz gehört hat, lässt sie das Thema Lebensqualität nicht mehr los. „Es hat mich sehr getroffen, dass ein vom Krebs geheilter Patient sein Dasein nach OP und Bestrahlung nicht mehr als lebenswert empfand“, erinnert sich die Radioonkologin. In der Tat mussten behandelte Patienten mit Tumoren im Kopf- und Halsbereich noch vor 20 Jahren große Funktionseinbußen hinnehmen. Befallene Organe wie Zunge oder Kehlkopf wurden häufig herausoperiert – mit der Folge, dass die Patienten für den Rest ihres Lebens weder selbständig schlucken noch essen oder sprechen konnten. Heute haben Organ- und Funktionserhalt in der Behandlung oberste Priorität. „Unser Ziel ist es, Therapien noch stärker zu verfeinern, um Spätfolgen zu minimieren und damit die Lebensqualität weiter zu verbessern.“

Im Rahmen einer interdisziplinären Studie mit Ärzten der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG), der HNO-Klinik und des Instituts für Medizinische Psychologie erstellte Tribius seit 2009 eine umfangreiche Bestandsaufnahme des Gesundheitszustands von Patienten mit lokal fortgeschrittenen Kopf- und Halstumoren. Sie erhob Daten von insgesamt 250 Erkrankten, die in standardisierten Fragebögen ihre Lebensqualität vor, während und bis zu fünf Jahre nach der Behandlung festhielten. „Die statistische Auswertung zeigte, dass sich der Allgemeinzustand gerade junger Patienten, die mit einer relativ hohen Lebensqualität in die Behandlung gingen, in der Akutphase dramatisch verschlechterte. Hier müssen wir unbedingt ansetzen“, erläutert die Ärztin.

Neue Erkenntnisse liefert die Studie auch zur Rehabilitationsdauer nach Beendigung der Therapie. „Bei den meisten Patienten bildeten sich nahezu alle Symptome wie Einschränkungen der Schluckfunktion oder Schleimhautentzündungen innerhalb eines Jahres komplett zurück.“ Ein Erfolg, der auf verbesserte Behandlungstechniken wie die Intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT) zurückzuführen ist, mit der krankes Gewebe gezielt bestrahlt und umliegende Organe geschont werden.

Trotz deutlich verbesserter Heilungschancen und Lebensqualität hat sich Dr. Silke Tribius fest vorgenommen, Therapien dort, wo es nötig und möglich ist, zukünftig noch genauer zu justieren, um Patienten nicht nur geheilt, sondern auch gesund ins Leben zu entlassen.


Pressemitteilung vom 3. September 2014

Europäische Krebsgesellschaft ehrt Prof. Dr. Carsten Bokemeyer mit ESMO Award

Prof. Dr. Carsten Bokemeyer, Krebsspezialist des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), wird als erster deutscher Wissenschaftler mit dem Preis der European Society for Medical Oncology (ESMO), dem ESMO Award, ausgezeichnet. Prof. Bokemeyer sei ein Vordenker auf dem Gebiet der Onkologie. Ihm gelinge es auf elegante Weise sowohl Wissenschaftler als auch Arzt zu sein, teilte die ESMO mit. Dank seines Engagements gelangten die neuesten Erkenntnisse der Krebsforschung schneller ans Krankenbett, sodass Patienten von ihnen profitieren könnten.

"Eine solch wichtige Auszeichnung zu erhalten, bedeutet auch immer, dass man viele gute Lehrer, Vorbilder und engagierte Kollegen und Mitarbeiter hatte", sagt Prof. Bokemeyer. "Bei allen möchte ich mich hiermit bedanken." Der Preis würdige die gemeinsamen Anstrengungen in Forschung und Lehre. Prof. Bokemeyer leitet seit 2005 das Onkologische Zentrum des UKE. Gleichzeitig ist er Vorstandsvorsitzender des Hubertus Wald Tumorzentrum - Universitäres Cancer Center Hamburg (UCCH).

Prof. Bokemeyer erhält den Preis für seine Arbeiten, mit denen er die experimentellen Ergebnisse der Krebsforschung besonders auf den Gebieten der Urogenitaltumoren und der Darmtumoren in neue und verbesserte Behandlungskonzepte für betroffene Patienten umgesetzt hat. "Dieser translationale Ansatz, also die Übertragung vom Modell im Labor an das Patientenbett, ist ein Schwerpunkt der Krebsforschung im UKE. Wir freuen uns sehr, mit Prof. Bokemeyer einen so erfolgreichen Forscher und Kliniker bei uns im UKE zu haben, und gratulieren ihm sehr herzlich zu dieser besonderen Auszeichnung", sagt Prof. Dr. Christian Gerloff, Stellvertretender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKE.

Prof. Bokemeyer ist einer der weltweit führenden Experten für bösartige (maligne) Keimzelltumoren und konnte unter anderem molekulare Mechanismen der Resistenzentwicklungen entdecken und erklären, warum die Chemotherapie bei manchen Keimzelltumoren versagt und welche Medikamente dann noch helfen können. Darüber hinaus entwickelt er neue Therapiekonzepte zur zielgerichteten Behandlung solider Tumoren, darunter einen wichtigen Marker für die Identifikation geeigneter Patienten für eine Antikörpertherapie beim Darmkrebs.

ESMO Award: Preis für außerordentliches Engagement in der Onkologie
Der ESMO Award wird seit 1985 vergeben. Geehrt werden Mitglieder der European Society for Medical Oncology, die Außerordentliches für die Entwicklung der Onkologie geleistet haben und das Fachgebiet auf vorbildliche Weise öffentlich vertreten. Die European Society for Medical Oncology (ESMO) ist die führende Fachgesellschaft im Bereich der Onkologie in Europa.


Pressemitteilung vom 10. Juli 2014

Magnetic Particle Imaging-System für das UKE: DFG fördert neues Bildgebungsverfahren mit 4 Millionen Euro.

Das weltweit erste industriell gefertigte Magnetic Particle Imaging (MPI)-System wurde am Donnerstag, 10. Juli, in einer Feierstunde an das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) übergeben. MPI ist ein neues Bildgebungsverfahren. Im UKE sollen Anwendungsmöglichkeiten im Bereich der Tumormedizin, der kardiovaskulären und neurovaskulären Medizin, der Entzündungs- und Stoffwechselforschung untersucht werden.

Magnetic Particle Imaging (MPI) ist ein neues Bildgebungsverfahren, das die Messung der Magnetisierungseigenschaften von superparamagnetischem Eisenoxid zur Bildgebung verwendet. Diese Eisenoxid-Nanopartikel sind bereits als Kontrastmittel aus der Magnetresonanztomographie bekannt und werden für die Bildgebung in den Blutkreislauf injiziert. MPI kann die Partikel während der Zirkulation im Blutstrom durch ein schwaches oszillierendes Magnetfeld ausrichten, wobei die Partikel sich im Feld wie kleine Kompassnadeln ausrichten. Dies induziert ein schwaches, doch messbares Signal in speziellen Empfangsantennen und wird genutzt, um daraus Bilder zu rekonstruieren. Die für die Entstehung von Bildern notwendigen Magnetfelder lassen sich durch eine Reihe von Permanentmagneten und Spulen erzeugen. Der gesamte Bildgebungsprozess kann relativ schnell durchgeführt werden und ermöglicht Echtzeit-Bildgebung mit bis zu 46 dreidimensionalen Bildern pro Sekunde.

Das Forschungsvorhaben wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit über 4 Millionen Euro im Rahmen einer Großgeräteinitiative gefördert. Hierbei konnten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des UKE erfolgreich gegen andere Universitätsklinika durchsetzen.


Pressemitteilung vom 19. Juni 2014

Taktgeber fürs Gehirn

Bewegungsstörungen wie Parkinson oder Dystonie behandeln UKE-Ärzte mit der Tiefen Hirnstimulation. Dazu müssen sie nadeldünne Elektroden in einem erbsengroßen Gehirnareal platzieren und die Stimulation über die Anpassung der Stromfelder optimal einstellen.

Ein Loch im Kopf, das will eigentlich niemand haben. Aber wenn es die beste (und vielleicht letzte) Chance ist, bislang nicht therapierbare Bewegungsstörungen – unwillkürliche Muskelkrämpfe, Verlangsamungen oder Zittern – in den Griff zu bekommen? „Für die Patienten ist die OP ein spezieller Moment. Sie sind zeitweise wach und müssen am OP-Erfolg mitarbeiten“, sagt Priv.-Doz. Dr. Monika Pötter-Nerger. Die Oberärztin ist Teil eines Teams aus Neurologen, Neurophysiologen und Neurochirurgen, das am Kopf- und Neurozentrum des UKE außergewöhnliche chirurgische Eingriffe durchführt. Die Ärzte implantieren während einer mehrstündigen Operation eine oder zwei Elektroden im Gehirn und verbinden diese mit Kabeln, die unter der Haut entlang des Halses verlaufen, mit einem kleinen Kasten, der meist in der Nähe des Schlüsselbeins seinen Platz findet. Dieser als Hirnschrittmacher bezeichnete Apparat enthält die Batterie für die Elektroden und die Steuerelektronik. „Bei Frauen, die schlank sind und Dekolleté zeigen wollen, wird der Impulsgeber auch im Bauchraum implantiert“, sagt Pötter-Nerger. „OP-technisch ist das kein Problem.“

 

Millimeterarbeit: das Einsetzen der Hirnelektrode

Wenn der Impulsgeber implantiert wird, hat das OP-Team in der Regel die größte chirurgische Herausforderung bereits gemeistert: das Einsetzen einer knapp 1,3 Millimeter dünnen Elektrode in ein etwa erbsengroßes Zielareal in der Tiefe des Gehirns. Damit das gelingt, wird der Kopf der Patienten in einem stereotaktischen Rahmen fixiert – der Bewegungsspielraum ist gleich null. Das Zielgebiet und der Weg dahin werden mithilfe von Navigationsprogrammen festgelegt. Spielraum für Ungenauigkeiten gibt es dabei kaum. „Das Bild vom Inneren des Gehirns, das wir mit dem MRT-Gerät gewinnen, ist schon gut zur Orientierung“, sagt Dr. Pötter-Nerger. Es habe aber eine Ungenauigkeit von bis zu einem Millimeter. „Und wenn man dann weiß, dass sich das Hirn, das ja in Wasser schwimmt, um einen Millimeter verschieben kann, wenn man die Elektrode einführt, dann ist das insgesamt zu viel.“

Um den bestmöglichen Operationsweg und die ideale Position für die Elektroden zu finden, bauen die Hirnchirurgen deshalb auf Informationen aus zwei weiteren Quellen. Während der OP schieben sie drei bis fünf Mikroelektroden ins Gehirn, mithilfe derer die Nervenaktivität belauscht wird. Mit der intraoperativen Stimulation sehe man dann, wo genau im Nucleus subthalamicus man sich befinde, so Dr. Pötter-Nerger. „Die Elektrode wird schließlich dort platziert, wo die besten Elektrodenableitungen zu finden sind und wo der Stimulationseffekt bei geringen Nebenwirkungen am größten ist.“

Auf welche Weise die Tiefe Hirnstimulation wirkt, ist noch nicht vollständig geklärt. Eine Hypothese ist, dass die krankmachenden Aktivitäten der Nervenzellen durch das Dazwischenfunken eines hochfrequenten elektrischen Impulses überschrieben werden. Viele therapeutische Effekte und Nebenwirkungen zeigen sich allerdings erst mit Verzögerung nach Tagen oder Wochen – ein Hinweis auf die bislang noch nicht verstandenen Umbauprozesse im menschlichen Gehirn.

 

Einstellen der Stimulationsparameter

Mit der OP fällt der Startschuss für die Feinjustierung der Stromfelder um die Elektroden. Gemeinsam mit den Patienten optimieren Monika Pötter-Nerger und ihre Kollegen postoperativ die Wirkung der Hirnschrittmacher. Durch Auflegen einer Antenne kann per Telemetrie der darunter implantierte Impulsgeber ausgelesen und programmiert werden. Impulsfrequenz, Amplitude, Impulsbreite und damit die genaue Form und Lage des elektrischen Feldes rund um die Elektroden können dann mithilfe eines externen Steuergerätes verändert und an die Bedürfnisse der Patienten angepasst werden. Das Ziel: die Wirkung von OP und Hirnstimulation zu maximieren, ohne die umliegenden Nachbarstrukturen zu beeinträchtigen.

Gelegentlich setzen die UKE-Experten aber auch schon während der OP auf die Mitarbeit ihrer Patienten: Im Rahmen einer Studie innerhalb des Sonderforschungsbereichs 936 untersuchen sie die Effekte der Stimulation auf die Aktivität von Netzwerken im Gehirn. Manche Patienten führen dann – während sie auf dem OP-Tisch liegen – Schrittbewegungen auf einem Stepper durch. „Den Stepper für intraoperative Untersuchungen haben wir extra konstruiert. Wir können so die einmalige Chance nutzen, während der OP die Nervenzellen abzuhören, um zu erfahren, welche Rolle die Zellen der Basalganglienkerne bei der Kontrolle von Schrittbewegungen innehaben“, sagt Monika Pötter-Nerger. Die acht- bis zehnstündige OP verlängert sich durch dieses Intermezzo noch einmal um etwa eine halbe Stunde. Geeignet für den sportlichen Forschungseinsatz seien aber nur ausgesuchte Patienten, so Pötter-Nerger. Die Neurologin: „Sie müssen dazu bereit sein, sich in Wachnarkose operieren zu lassen, wenig Tremor haben und intraoperativ fit genug für die Stepping-Aufgabe sein.“

Tiefe Hirnstimulation Die Tiefe Hirnstimulation (THS) kommt als Therapie für verschiedene Arten von Bewegungsstörungen in Frage: bei Essentiellem Tremor, bei Dystonien oder bei der Parkinson-Krankheit. Gemeinsam ist allen Erkrankungen, dass fehlerhaft feuernde Nervenzellen im Gehirn der Auslöser sind. Das wichtigste Kriterium für die THS ist eine starke funktionelle Beeinträchtigung des Alltagslebens, nachdem die konventionellen Therapien nicht mehr gegriffen haben. Häufigste Indikation ist die Parkinson-Krankheit; insbesondere bei dopaminerg induzierten Langzeitfolgen oder Medikamenten-Unverträglichkeiten. Die Hirnstimulation im Nucleus subthalamicus kann den Medikamentenbedarf bis zur Hälfte reduzieren.

UKE-Forscher leiten internationale Studie zur Behandlug von Gallengangskrebs

Forscher des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) wollen die Therapie von Gallengangskrebs mit einer internationalen Studie unter Leitung des Universitären Cancer Centers Hamburg (UCCH) verbessern. "Der Bedarf ist groß: Mehr als die Hälfte aller Patienten hat zwei Jahre nach der Erstbehandlung ein Rezidiv, das heißt, der Krebs tritt erneut auf", erklärt Studienleiter Priv.-Doz. Dr. Henning Wege aus der I. Medizinischen Klinik. An Gallengangs- und Gallenblasenkrebs erkranken mit steigender Tendenz jährlich rund 5000 Menschen in Deutschland. Erste Studienergebnisse werden in vier Jahren erwartet.

Die Standardbehandlung zur Heilung von Gallengangskrebs (Cholangiokarzinom) ist bisher die operative Entfernung des Tumors. Eine zusätzliche Chemotherapie zur Verbesserung der Langzeitergebnisse wird von den medizinischen Fachgesellschaften nicht empfohlen. "Bei anderen Tumorarten - Bauchspeicheldrüsenkrebs oder Dickdarmkrebs - ist eine Chemotherapie bei hohem Rezidivrisiko aber etabliert und auch beim Gallengangskrebs wird sie teilweise schon durchgeführt", sagt Dr. Wege. Zuverlässige Behandlungsergebnisse, die ein solches Vorgehen unterstützen, gebe es allerdings noch nicht. "Das wollen wir möglichst ändern. Wir vergleichen nun die Standardtherapie - eine Operation ohne eine Chemotherapie - mit der zusätzlichen Chemotherapie nach einer Operation." Gefördert wird die Untersuchung - eine Phase III-Studie mit dem Namen ACTICCA-1 - von der Deutschen Krebshilfe.

In die Studie sollen insgesamt 280 Patienten eingeschlossen werden. Alle werden operiert, 140 von ihnen erhalten nach der erfolgreichen Entfernung des Tumors 24 Wochen lang eine zusätzliche Chemotherapie. "Wenn es gelingt, in zwei Jahren die letzten Patienten für die Studie zu gewinnen, haben wir in vier Jahren die ersten Ergebnisse." Danach schließe sich die Langzeitbeobachtung aller Patienten an. Das Endergebnis der ACTICCA-1-Studie, das heißt die Auswirkung der zusätzlichen Chemotherapie auf das Gesamtüberleben, wird dann frühestens 2021 vorliegen. Die ersten Patienten sollen bereits im Juni behandelt werden. Partner des UKE sind vor allem die von der Deutschen Krebshilfe ausgezeichneten onkologischen Spitzenzentren, die so genannten Comprehensive Cancer Centers (CCC). Das Interesse an dem Thema ist international sehr groß. Die Teilnahme mehrerer niederländischer und britischer Zentren ist bereits sicher, Kliniken weiterer Länder (Österreich, Belgien, Australien) befinden sich in Vorbereitung. 

Interdisziplinäres Krankheitsbild
Die Therapie von Cholangiokarzinomen erfordert ein abgestimmtes Vorgehen unterschiedlicher medizinischer Disziplinen. Die Koordination der Studie wurde daher am UCCH angesiedelt, dessen erklärte Aufgabe unter anderem die Durchführung derartig fächerübergreifender Projekte ist. 


Pressemitteilung vom 11. Juni 2014

Prof. Reichenspurner - Neuer Präsident der International Transplantation Society ISHLT

Prof. Dr. Dr. Hermann Reichenspurner ist neuer Präsident der Internationalen Gesellschaft für Herz- und Lungentransplantation (International Society for Heart and Lung Transplantation, ISHLT). Die multinationale, fächerübergreifende Fachgesellschaft, die sich in erster Linie mit der Behandlung von Patienten mit schwerem Herz- oder Lungenversagen beschäftigt, wurde 1981 gegründet und hat heute über 2500 Mitglieder in mehr als 45 Staaten. Prof. Reichenspurner wurde bei der 34. Jahrestagung der Fachgesellschaft im amerikanischen San Diego ernannt und ist der erste in Deutschland tätige Mediziner, dem diese ehrenvolle Aufgabe zuteil wird. Seine Präsidentschaft währt ein Jahr bis zum nächsten Jahreskongress der Transplantationsexperten im April 2015 in Nizza, den er zusammen mit Prof. Zuckermann aus Wien organisiert.

Prof. Reichenspurner ist Ärztlicher Leiter des Universitären Herzzentrums und des Universitären Transplantations-Centrums des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie.


Pressemitteilung vom 12. Mai 2014

Seit 125 Jahren: Universitätsmedizin par excellence

Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) feiert seinen 125. Geburtstag. Im Rahmen einer Festwoche wird an die ereignisreiche Geschichte des am 19. Mai 1889 eröffneten Neuen Allgemeinen Krankenhauses Eppendorf erinnert. Erster Höhepunkt war der Tag der offenen Tür am Sonnabend, 17. Mai. In rund 200 Einzelveranstaltungen ermöglichte das UKE den Hamburgerinnen und Hamburgern und allen weiteren Besuchern vielfältige Einblicke in komplexe Universitätsmedizin, exzellente Forschung und hochmoderne Lehre. 

"Im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg gratuliere ich dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf sehr herzlich zum 125. Geburtstag. Das UKE als größtes Krankenhaus der Stadt, als herausragende Lehr- und Forschungseinrichtung, hat für viele Hamburgerinnen und Hamburger eine ganz besondere Bedeutung. In den vergangenen Jahren hat das UKE in der Patientenversorgung, in der Ausbildung und nicht zuletzt der Forschung national und international Impulse gesetzt. Vorbildlich ist auch die enge wissenschaftliche Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg und der Technischen Universität Hamburg-Harburg sowie mit den regionalen Leibniz-Instituten und dem DESY", sagt Dr. Dorothee Stapelfeldt, Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin der Freien und Hansestadt Hamburg.

"Dem Geburtstagskind UKE geht es heute richtig gut. Unsere rund 9.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten Großartiges, denn die Anforderungen an die moderne Universitätsmedizin sind besonders hoch. Wir haben den Weg vom Pavillonkonzept zu einem modernen Universitätsklinikum mit der Integration vieler medizinischer Disziplinen unter einem Dach geschafft. Und zwar nicht nur räumlich, sondern auch in den Köpfen der UKEler. Der Teamgedanke hat heute eine neue Dimension bei uns erreicht. Dank der Verbesserungen in Patientenversorgung, Forschung und Lehre wird das UKE heute auch international sehr positiv wahrgenommen. Weltweit gibt es eine Entwicklung hin zu einigen wenigen Exzellenzzentren. Da wollen wir ein gewichtiges Wort mitreden", sagt Prof. Dr. Christian Gerloff, Stellvertretender Ärztlicher Direktor und Vorsitzender des UKE-Vorstandes.

"Das UKE hat sich in den vergangenen 20 Jahren neu erfunden. Die engere Vernetzung von Klinik, Forschung und Lehre, die wir heute haben, spielt dabei eine maßgebliche Rolle. Eine große Nähe zur Forschung zeichnet Universitätsmedizin im Vergleich mit allen anderen Krankenversorgungsstrukturen aus. So haben wir uns insbesondere auch im Bereich Forschung und Lehre neu erfunden. Die für unsere Forschung so wichtigen Fördergelder - die sogenannten Drittmittel, die die Wissenschaftler mit ihren herausragenden Forschungsprojekten selbst einwerben - stiegen in den vergangenen sieben Jahren von 30 auf fast 69 Millionen Euro, der 2012 eingeführte Modellstudiengang begeistert nicht nur Studierende und Lehrende, sondern weckt die Neugier von Experten aus aller Welt. Wir im UKE sind zusammengerückt, Interdisziplinarität ist nicht nur ein Slogan, sondern wird gelebt", sagt Prof. Dr. Dr. Uwe Koch-Gromus, Dekan und Vorstandsmitglied des UKE.

Geschichte des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf – Die Meilensteine


Pressemitteilung vom 01. Mai 2014

Körperliche Integrität wiederherstellen

Die bestmögliche Wiederherstellung der körperlichen Integrität, Funktionalität und Ästhetik – das ist das Ziel aller Behandlungsmaßnamen in der neuen Abteilung für Plastische Chirurgie im Zentrum für Operative Medizin (ZOM).

„Unsere hochspezialisierte Abteilung widmet sich der Behandlung und Rekonstruktion von körperlichen Defekten, die durch Unfälle, Infekte, Tumorerkrankungen, Lagerungsschäden, chronische Wundheilungsstörungen, Operationsfolgezustände und angeborene Fehlbildungen entstanden sind“, erläutert Prof. Dr. Dr. Marco Blessmann, Ärztlicher Leiter der neuen Einrichtung. Sie umfasst vier Schwerpunkte: die rekonstruktive Chirurgie, die ästhetische Chirurgie, die Brustchirurgie und die Adipositas-Chirurgie.

Mit vielen Kliniken des UKE besteht eine enge Zusammenarbeit, zum Beispiel mit der Allgemein- und Unfallchirurgie,dem Adipositas-Zentrum, dem Brustzentrum, der Neurochirurgie oder den HNO- und MKG-Kliniken.


Pressemitteilung vom 24. April 2014

Weltweit größte Datenbank für Prostatakrebs liefert Fakten für beste Therapien und individuelle Operationsmethoden

Vorsprung durch einzigartiges Wissen: Mit der weltweit größten Datenbank zu Heilungsraten und Lebensqualität seiner an Prostatakrebs erkrankten Patienten erzielt die Martini-Klinik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) beste Behandlungsergebnisse. Operative Therapien werden stetig verbessert. So hat die präzise Präparation und Erhaltung des Harnröhrenschließmuskels deutlich mehr Patienten zur Kontinenz verholfen. Während die Rate für schwere Inkontinenz deutschlandweit bei 4,5 Prozent liegt, weist das Hamburger Spezialzentrum 0,4 Prozent auf. Die Anwendung der NeuroSAFE-Technik als Nerv schonendes OP-Verfahren hat 93,5 Prozent der behandelten Patienten ihre volle Kontinenz erhalten. Deutschlandweit sind es laut Barmer-GEK-Report 2012 55 Prozent der Patienten, bei denen eine nerven- und gefäßerhaltende Prostataentfernung durchgeführt wurde.

Das von den Chefärzten Professor Hartwig Huland und Professor Markus Graefen initiierte Projekt "Value Based Healthcare" ist außergewöhnlich für ein Krankenhaus: Bereits seit 1992 binden die Urologen von UKE und Martini-Klinik ihre Patienten in die Behandlungsstrategien ein - als aktive Informationspartner, die Ärzte und Wissenschaftler an ihrem Leben teilhaben lassen. Oftmals weiß ein Operateur nicht, was aus seinem Patienten geworden ist, wenn er das Krankenhaus verlassen hat. Wertvolles Wissen geht so verloren. In der Martini-Klinik werden die Patienten gebeten, in einem validierten Fragebogen Angaben zur Lebensqualität wie Kontinenz und Potenz zu machen. "Nach der Operation begleiten wir den Patienten weiter. Das ist ein Kontakt auf Lebenszeit, den die von uns behandelten Männer sehr positiv aufnehmen. Durch diese Datenerhebung haben wir stetig aktualisierte Erfolgsraten über die unterschiedlichen Therapien vorliegen", erklärt Chefarzt Professor Markus Graefen.

Die Fakten zur Ergebnisqualität nach der OP sowie die klinischen Daten bilden mit den Gewebeproben der Prostata, Blut- und Serumproben die Tumordatenbank, die inzwischen Datensätze von 23.000 Patienten umfasst. "Durch die akribische Analyse der über 22 Jahre gesammelten Daten zur Prostatakrebsbehandlung am UKE und in der Martini-Klinik konnten wir genetische Veränderungen identifizieren, die langfristig dazu dienen können Hochrisikopatienten zu erkennen. Diese Identifizierung ermöglicht eine frühzeitige adjuvante Therapie wie die Bestrahlung oder eine gezielte Target Therapie", erklärt Professor Markus Graefen. Neben der Forschung dienen die Daten zur Ergebnisqualität auch der internen Qualitätskontrolle und der Verfeinerung von OP-Techniken. So lieferte die Datenbank überraschende Erkenntnisse bei Prostatakrebspatienten, bei denen bereits Metastasen in Lymphknoten vorlagen. Anders als in den damaligen Richtlinien vorgeschrieben, brachen die Ärzte der Martini-Klinik die Operation dann nicht ab, sondern führten den Eingriff wie geplant weiter durch. Chefarzt Graefen zum Ergebnis: "Wir haben festgestellt, dass Patienten mit diesem Profil einen dramatischen Überlebensvorteil haben, wenn die Prostata mit der Haupttumorlast entfernt wird. Das war vorher nicht bekannt. Der Krankheitsverlauf konnte für diese Patienten um circa zehn Jahr deutlich verbessert werden."

Fazit: Mit kleinen aber effektiven Korrekturen können Behandlungen zum Wohle des Patienten verbessert werden. Die Datenerhebung hilft den Operateuren, ihr Handwerk noch perfekter zu beherrschen. "Man kann nur besser werden, wenn man misst", so Professor Markus Graefen.

Die Martini-Klinik bildet das weltweit größte Prostatakarzinom-Zentrum gemeinsam mit der Klinik und Poliklinik für Urologie des UKE. Hier werden jährlich rund 2.200 Prostataoperationen vorgenommen und seit über 20 Jahren die Ergebnisqualität der Operationen systematisch durch Patientenbefragungen erhoben und dokumentiert. Das von Chefarzt Prof. Hartwig Huland in der Martini-Klinik eingeführte Faculty-System gewährleistet hohe Kompetenz und Erfahrung im gesamten Ärzteteam mit individueller Spezialisierung auf dem kleinen Gebiet des Prostatakrebses. Durch hohe Ergebnisqualität und viele wissenschaftliche Forschungsarbeiten genießt die Martini-Klinik bei Patienten und Ärzten einen exzellenten Ruf.


Pressemitteilung vom 27. Januar 2014

UKE-Ärzte leiten europaweite Untersuchung zur Behandlung von kindlichen Hirntumoren

Eine wirksame und gleichzeitig möglichst schonende Therapie für Kinder und Jugendliche mit Gehirntumoren: Das ist das Ziel des Forschungsprojekts "PNET5 Medulloblastom". Die Studienzentrale dieser europaweiten Therapieoptimierungsstudie hat ihren Sitz am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und wird von Prof. Dr. Stefan Rutkowski geleitet.

Die Heilungschancen für Patienten mit der Diagnose Medulloblastom sind in den vergangenen Jahren zwar stark gestiegen, doch durch die intensive Behandlung kann es zu Spät- und Langzeitfolgen kommen. "Bei vielen Patienten verursacht die Therapie etwa feinmotorische Einschränkungen, Gedächtnisstörungen und Organschädigungen", erklärt Prof. Dr. Stefan Rutkowski von der Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie des UKE. Daher laute die Maxime für die Behandlung: So intensiv wie nötig, aber so schonend wie möglich. "Wir haben herausgefunden, dass nicht alle Kinder mit Medulloblastom gleich intensiv behandelt werden müssen und suchen deshalb nach der individuell besten Therapie für jeden Patienten."

In den Untersuchungen einer großen, 2011 abgeschlossenen Vorläuferstudie wurden neue biologische Risikofaktoren, die ein höheres oder geringeres Rückfallrisiko anzeigen, in den Tumorproben der Patienten identifiziert. In den neuen Studien testen die Onkologen jetzt Behandlungskonzepte für Kinder mit Medulloblastom. Dabei wird die Kombinationsbehandlung aus Bestrahlung und Chemotherapie an die individuellen Voraussetzungen jedes Patienten (z.B. Alter, Krankheitsstadium) angepasst.

An dem neuen Forschungsprojekt nehmen rund 150 Kliniken aus 16 europäischen Ländern teil. Das seit langem etablierte Behandlungsnetzwerk HIT für Kinder und Jugendliche mit Hirntumoren ist ein weltweit einzigartiges Verbundprojekt, das klinische Studien, Referenzzentren und Begleitforschungsprojekte miteinander verknüpft. Prof. Rutkowski: "Alle HIT-Mitarbeiter sind der Deutschen Kinderkrebsstiftung für ihre Förderung, die uns diese Studien ermöglicht, außerordentlich dankbar. Nur mithilfe von klinischen Studien kann die Heilungsrate der erkrankten Kinder erhöht werden."

Seit 2009 wird die Studienzentrale am UKE zudem von der Fördergemeinschaft Kinderkrebs-Zentrum Hamburg e.V. unterstützt. Der Verein fördert zusätzlich zwei Pilotprojekte zu "Diagnostik und Training neurokognitiver Defizite bei pädiatrischen Hirntumorpatienten". Diese sollen helfen, Spätfolgen der Tumortherapie bei Kindern so gut wie möglich auszugleichen, so dass diese besser in ihr alltägliches Leben zurückfinden können.

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